Nachdem mein BLOG geschrieben ist packt mich der Hunger. Es ist 20:04 – Nevada Time! In den letzten Tagen hatten wir wieder ein Zeitzonen-Durcheinander. Mich packt der Hunger, aber haben nicht schon alle Restaurants hier in Kanab um 20h geschlossen? Egal, ich versuche es einfach mal. Also rein ins Auto und los. Die meisten Läden und Restaurants sind wirklich schon geschlossen. Aber das „Trail End Restaurant“ scheint noch geöffnet zu sein. An der Türe steht 8am – 9:30pm – also von morgens um 8h bis abends um 21:30h. Ich gehe mal hinein, ich habe ja im Zweifel noch ein paar Minuten. Ich frage mal nach der aktuellen Zeit, es scheint ok zu sein, ich habe kurz nach 8h und im Restaurant ist es auch kurz nach 8h.
Kurz vorher hatte ich noch kurz via Internet nachgeschaut, da sah es aus, also wäre Kanab eine Stunde weiter. Muss man das eigentlich alles verstehen? Ich habe da jedenfalls so meine Probleme und wie spät es jetzt hier wirklich ist, ich weiß es nicht genau!
Jedenfalls gibt es einen Burger mit Fritten und ein Corona – obwohl wir hier in Utah sind! Der Spaß kostet 11,95 Dollar – inkl. Steuern. Noch zwei Dollar Trinkgeld und wir sind bei 14$ = 10 Euro. Nach dem Burger fahre ich mal kurz zum BLM-Gebäude, es ist gleich um die Ecke. Vor dem Gebäude ist es dunkel, aber ich habe ja meine Taschenlampe dabei. Ich finde einen Zettel von Heute auf dem steht, dass fast alle Straßen unpassierbar sind, unter anderen die Cottonwood-Road! Das wäre der schönste Weg hoch zum Bryce-Canyon. Aber die House-Rock-Valley-Road zum Wave-Trailhead scheint befahrbar zu sein. Heute hat man wohl damit begonnen diese schwer beschädigte Straße wieder herzurichten, für den Touristenansturm in den Osterferien…
Im Internet findet sich dieser Text:
WARNING: There were multiple 50-100 year floods between April and November of 2010 through Buckskin Gulch, Wire Pass and Paria Canyon that have removed high water campsites, added obstructions (trees, stumps, or boulders) and changed the river bed. It is highly suggested your party brings rope in case you come across an obstruction that has not been mapped. Do not depend on high water campsites downstream from your location if anyone in your party is tired as the campsite may no longer exist; for example, the big campsite at the confluence of Wire Pass and Buckskin Gulch is gone as is the one across from the confluence. The only safe site remaining is the one further downstream from the confluence just before it narrows up again.
Road Conditions: BLM Road 1065-House Rock Valley from Highway 89 to Stateline Campground is not maintained. High clearance 4-wheel drive or AWD vehicles are suggested to navigate rough, rocky and sandy roads. Impassable when wet.
Invasive species removal work is scheduled from March 21 to April 10, 2011. Crews will continue removing tamarisk and Russian olive from downstream from Big Spring to Wrather Canyon
Der kleine Satz „Impassable when wet“ gibt mir doch sehr zu denken. Auf dem Hinweg habe ich schwere Regenwolken über diesem Gebiet gesehen!
Dann finde ich noch einen kleinen bunten Zettel, die Wave-Permitts gibt es inzwischen nicht mehr hier in Kanab sondern nun schon wieder bei der kleinen Ranger-Bude in Richtung Page. Was für ein Durcheinander. Im Web versuche ich später mal herauszufinden wann genau umgezogen wird. Es scheint der 18. März zu sein. Heute ist der 22. März – jedenfalls hier in Utah – in Deutschland ist es schon der 23. März. Übrigens haben Nord- und Süddeutschland die gleiche Zeitzone. Im Osten mögen die Uhren langsamer gehen, doch auch hier zeigen sie die gleiche Zeit an wie in Aachen! Leute, das ist echter Luxus und kein Deutscher weiss ihn wirklich zu schätzen…
Die Ranger-Bude ist ab 7h30 geöffnet. Wenn ich mich recht erinnere beginnt die Lotterie um 8h, auch wenn ich eben auf einer Webseite gelesen habe, dass sie um 9h beginnt. Vielleicht hat sich da auch jemand mit den Zeitzonen vertan. Egal, ich werde morgen einfach mal wirklich früh aufstehen und im Zweifel eine wenig warten. An der Rangerbude gibt es ein WLAN, da kann ich ggf. gleich berichten ob es geklappt hat oder nicht.
Als ich endlich im Bett lande ist es dann fast 2h morgens – BLOGgen hält auf… Aber die Nacht ist weniger kalt, ich habe die ratternde Heizung auf 70°F gestellt – etwa 20° Celsius. Und ich bin nach der langen Off-Road-Strecke so erledigt, da höre ich selbst das Rattern nicht mehr :-)
Am Morgen werde ich kurz vor 9h wach, zwei Minuten später geht der Wecker. Nach der Dusch geht es wieder gut, ich ziehe mich an und packe alles zusammen. Als ich fertig bin will ich gut gelaunt zum Frühstück rüber gehen. Doch da fällt mir ein, dass es das Frühstück nur bis 9h morgens gibt – verpasst! Na, dann muss es eben mal ohne gehen. In der Lobby dieses „Adventure-Hotel“ (so hat Steven Baldwin es gestern genannt) gibt es ja Kaffee – geht weg – kommt zurück – und der steht hier jetzt neben meinem Notebook. Schmeckt nicht so doll, es war nur noch ein Rest in der Kanne und der wird sicher schon seit Stunden warm gehalten – aber besser als nichts :-)
Für heute habe ich mir vorgenommen nach Kanab zu fahren. Im Winter gibt es die Permits für die Wave in Kanab (Siehe mein BLOG von 2009). Wenn es mit dem Permit nicht klappen sollte, kann ich noch die Corral Pink Sand Dunes in der Nähe von Kanab besuchen. Auch Zion ist nicht Weit, womit wir beim Thema wären. Für den Weg nach Kanab habe ich mir die nördliche Straße vorgenommen, also OBEN herum – für alle die Straßenkarten auf dem Beifahrersitz in Fahrtrichtung drehen :-) Von hier bis Kanab sind es rund 500 Kilometer – vielleicht auch etwas mehr oder weniger, je nachdem welche Abstecher man macht. Weite Strecken kann ich über gut ausgebaute Highways fahren und Las Vegas tangiere ich ganz weit oben, sorry – im Norden!
So, nun schaue ich mal ob ich via HRS ein Zimmer in Kanab buchen kann.
Update am frühen Abend
Hier habe ich noch ein paar Fotos dieses Ortes der im Internet vielfach als Ghost Town geführt wird. Er hat nur 20 Einwohner!
Man sieht hier auch ganz deutlich wie schmuddelig der Tahoe nach den vielen Pfützen jetzt ist.
Gestern war diese Parkreihe noch voll – ich bin der vorletzte Gast der heute abreist…
Wirklich auschecken kann ich nicht, es ist niemand mehr da! Also lege ich ein paar Dollar ins Zimmer und mache noch ein paar Fotos. Überall blättert hier die Farbe von den Wänden. Dieser marode Charm ist irgendwie auch cool :-)
Da auf der Ecke ist das kleine Opernhaus. Es hat nur ein paar wenig Sitzreihen. Aber die Wände sind schön bemalt. Leider hat es geschlossen und ich kann keine Innenaufnahmen machen. Aber im Internet findet man viele entsprechende Fotos.
Falls es mal brennt gibt es einen Feuerwehrschlauch – ob der noch funktionieren würde?
Das Eingangsportal aus der Froschperspektive mit Nikon D2x und Tokina AT-X 4/12-24mm.
„Open After Performance“ – schaut man durch die Scheibe sieht man eine einzige Baustelle. Aber es soll noch Aufführungen geben! Ich glaube Marta Becket lebt hier sogar noch!
Ein ganz besonderer Ort, die Architektur erinnert mich an Mexico.
Die Fenster sind allesamt verhängt, ich denke hier spielt sich nicht mehr viel ab. Ist eben ein „Living Ghost Town“ – endlich mal eines in dem es sich auch lohnt den Fotoapparat auszupacken :-)
Unterhalb des Turms kann man durch ein Gitter in den Hinterhof schauen. „PRIVATE AREA – KEEP OUT“
Dreht man sich im 90° nach links sieht man diese wirklich lange schattige Terrasse, eigentlich wirklich schön. Wenn nur noch alles so marode und baufällig wäre.
Mein Weg nach Kanab führt mich durch wirklich schöne und vielfältige Ecken des Süd-Westens der Vereinigten Staaten. Immer wieder schnappe ich mir die kleine Nikon P7000 und knipse einfach mal durch die Fenster. Die Ergebnisse finde ich wirklich atemberaubend. Wie macht das kleine Ding das nur?
Hier sieht man wieder Dreck von gestern bis an den Spiegel gespritzt ist.
Endlose Straßen bin zum Horizont. Das würde ich mir für Deutschland auch mal wünschen. Da steht immer irgendetwas im Weg, dass einem die Sicht versperrt.
Kurz vor Kanab verheißen die Regenwolken kein gutes Wetter für die nächsten Tage! Ob die Straße zur Wave wirklich passierbar ist, ich werde es herausfinden!
Die Fahrt ist problemlos, aber lang und anstrengend. Als ich am Nachmittag in Kanab eintreffe, bin ich ziemlich erledigt und habe kaum noch Lust auf weitere Aktivitäten. Die Buchung via www.hrs.com hat bestens geklappt. Ich bekomme ohne Mehrpreis ein schönes großes Zimmer mit zwei Betten, weit weg von der Straße im Hinterhof. Sandra könnte hier gut schlafen, aber ich denke sie schläft in ihrem eigenen Bett jetzt auch ganz gut.
Als es am morgen um 11h Armagosa Opera House losgeht zeigt das Thermometer 7°C, ich bin etwa 600 Meter über dem Meeresspiegel. Während der Fahrt kommt häufig die Sonne heraus, die Temperatur steigt bis auf 22°C. Bei St. George geht es dann langsam aber sicher in höhere Ebenen. Das Garmin Colorado habe ich zusätzlich zum Telefon an die Windschutzscheibe montiert. So habe ich alles im Blick. Das Garmin zeigt die Details, das Telefon den Überblick in großem Maßstab. Auf dem Garmin kann ich die Höhe sehen. Ab St. George geht es auf etwa 1.500 Metern hinauf. Die Temperatur sinkt wieder. Als ich in Kanab eintreffe sind es nur 6°C – It’s Wintertime!
So, nun schneide ich mal mein „Fahrvideo“ :-)
Ok, nach fast 180 Minuten Upload-Zeit ist mein „Video des Tages“ nun endlich online…
Der Wecker klingelt um 5h am Morgen. Eigentlich hatte ich ihn gestellt, weil ich zum Sonnenaufgang am Dante’s View ein Foto zum Sonnenaufgang über dem Bad Water Basin machen wollte. Die Nacht war bitterkalt und ich habe die ganze Zeit gefroren. Immer wenn die ratternde Heizung ansprang war ich wieder wach. Das geht hier echt gar nicht, warum haben die hier keine „normalen“ Heizungen? Diese ratternden Klimaanlagen sind echt die Hölle. Wie dem auch sei, als der Wecker läutet, stehe ich auf und schaue aus dem Fenster. Man sieht nicht viel, aber es sieht auch nicht gut aus. Ich bin hundemüde und gehe einfach wieder ins Bett. Wahrscheinlich ist da fotografisch eh nichts zu holen.
Als ich dann schließlich wirklich aufstehe, ist es kurz nach 7h. Schnell duschen, anziehen, es ist wirklich kalt hier. Um 7h30 die kurze Überlegung ob ich in Ruhe Frühstücken soll, aber es hält mich dann doch nichts. Ich bin rastlos und will einfach los. Im Kofferraum liegen jede Menge Getränke, ich habe ein Baguette und eine Dose Philadelphia-Käse mit Zwiebeln und Schnittlauch – das sollte ausreichen. Ein paar Äpfel und Orangen habe ich auch noch dabei, also los!
Eine weile später bin ich am Kiosk-System an dem man sich für den Eintritt in den Park registrieren muss. Vor drei Wochen war ich hier schon einmal. Diesmal versuche ich es mit meinem tollen Annual National Park Pass. Das klappt natürlich überhaupt nicht. Ich hasse diese Maschinen! Mehrmals schiebe ich meine Karte ein, hin her, hin her, rein, raus, nichts passiert. Nach eine paar Minuten ziehe ich weiter, ohne den Zettel auf dem Armaturenbrett.
Kurz danach geht es links ab zu Dante’s View. Was dort steht ist eigentlich schon fast keine Überraschung mehr – ROAD CLOSED. OK, gestern war ein heftiger Sturm, heute könnte die Straße vielleicht wieder befahrbar sein. Ich fahre um die Absperrung herum. Die Laune ich gut, das Wetter auch, die Temperatur ist von 7°C bei der Abfahrt schon auf 9°C gestiegen. Am Vortag habe ich es noch geschafft, den krassen Chevrolet auf metrische Einheiten umzustellen. Nun muss ich nicht mehr von Fahrenheit nach Celsius umrechnen, sehr praktisch!
Ein paar Kilometer weiter ist der Traum vom Dante’s View dann auch schon wieder ausgeträumt – ROAD CLOSED – nur gut, dass ich nicht um 5h aufgestanden bin. Ich kehre um und fahre in Richtung Furnace Creek Resort. Dort angekommen geht es links hinein in das weite Tal, dass ich eigentlich im Morgenlicht fotografieren wollte.
Ich fahre kreuz und quer durch das Tal und schaue mir an was es dort so gibt. Beim Abzweig zum Trail-Canyon mache ich einen ersten Off-Road-Test mit dem schweren großen Chevrolet Tahoe. Er schläft sich gut, aber die Straße ist ein besserer Feldweg der mit losen Kieselsteinen gepflastert ist. Das macht alles keinen Spaß. Also schnell ein paar Fotos und zurück.
Die Umrundung des Tals dauert mehrere Stunden. Die westliche Seite ist nur über eine Schotterpiste zu befahren. Erst am südlichen Zipfel kommt man wieder auf eine asphaltierte Straße die mich dann an der östlichen (rechten) Seite wieder nach Norden (oben) bringt. Kurz bevor ich wieder in Furnace Creek bin mache ich noch einen kleinen Abstecher zum Artist’s Drive – hier sehen die Berge ein wenig aus die Farben auf der Palette eines Malers.
Es geht weiter in Richtung Stovepipe Wells. Dort gibt es eine Tankstelle und etwas zu essen. Ich habe bislang nur zwei kleine Flaschen Dr. Pepper und zwei Flaschen Mineralwasser intus. Essen wäre nicht schlecht! Als ich dort ankomme, sind die Zapfsäulen ausgefallen, ich kann aber drinnen zahlen. Es gibt Sprit, nur die Kartenleser sind defekt. Ich zahle 30$ in Bar und im Voraus. Alles in der Hoffnung, dass auch Sprit für 30 Liter hinein passt in das weiße Ungetüm. Es passt, was auch sonst! Es würde sogar noch mehr hineinpassen, das Ding schluckt 13,9 Liter auf 100 Kilometern!
Es geht ein Stück zurück und dann über Scotty’s Road in Richtung Scotty’s Castle. Diese Straße kenne ich auch schon. Heute ist sie aber anders, heute sehe ich wie am Horizont ein krasser Sturm aufzieht. Ein paar Minuten später klatschen riesige Regentropfen auf das Auto, das habe ich noch nicht erlebt. Aber es hat auch was gutes, die salzig braunen Krusten die seit den Pfützen am Badwater Basin überall am Auto kleben werden abgewaschen!
Als ich am Ubehebe-Krater eintreffe, ist das Auto wieder relativ sauber. Aber das soll nicht lange so bleiben… Es geht rechts ab zum Racetrack, noch 27 Meilen Off-Road-Strecke, dann bin ich endlich am berühmten Race-Track. Ein trockener Strand an dem sich Steine wie von Geisterhand geschoben Millimeterweise fortbewegen. Einige Millimeter pro Jahr – was für ein Rennen :-)
Als ich dort ankomme steht die Sonne schon so tief, dass es eigentlich perfekt für tolle Fotos wäre. Aber ich kenne die Location nicht und muss leider feststellen, dass der Berg an der westlichen Seite (links) so viel Schatten wirft, dass fast der gesamte Race-Track-Playa bereits im Schatten liegt. So kann man die „Bremsspuren“ der Steine gar nicht sehen, denn das Licht kann sie nicht „modellieren“ – ohne ihre Schatten sind sie praktisch unsichtbar. Auch finde ich kaum große Steine. Das was da herumliegt wiegt vielleicht ein Kilogramm, wenn überhaupt. Von den Fotos die ich kenne dachte ich, dass es wirklich große Felsbrocken sind die sich hier weiter bewegen. Falsch gedacht! Ok, nachdem ich eine Weile auf der echt großen topfebenen Tiefebene herumgelaufen bin, find ich auch ein paar etwas größere Felsbrocken. Aber mir wird klar, dass die Größe auf den Fotos durch die verwendeten Weitwinkelobjektive entstanden ist. Also mehr ein Trick der Fotografen, damit die Bilder auch wirklich cool aussehen. Meine Fotos dieser Steine sind uncool – ich bin einfach 60 Minuten zu spät – MIST!
Ganz im Süden (unten) sehe ich ein Auto. Auf der Karte die ich bei mir habe ist eine Passstraße hinüber zum Highway 190 eingezeichnet. Damit könnte ich viel Zeit sparen. Auf der Karte die ich habe steht aber, dass dieser Pass im Winter ggf. geschlossen ist. Nach den Erfahrungen der letzten Woche glaube ich das nur zu gern. Als ich dort ankomme, steht dort ein geländegängiger kleiner LKW mit einer Art Wohnwagen auf der Ladefläche. Davor zwei Stühle und ein wirklich nettes Paar das gerade Fotos macht. Ich halte mal an, der Himmel ist grandios! Wir schießen ein Foto nach dem anderen und unterhalten uns über Fotografie.
Als das Spektakel vorüber ist, bekomme ich noch eine E-Mail-Adresse. So kann ich den beiden Baldwins aus Bishop in California meine „Beute“ des gemeinsamen Abends zugänglich machen. Das Internet ist doch sowas von praktisch :-)
Danach geht es zurück. Vor mit liegen 27 Meilen Buckelpiste und noch eine wirklich lange Straße bis zum Hotel. Später kann ich bei der Track-Auswertung sehen, dass ich noch 192 Kilometer fahren muss – oh je…
Es ist inzwischen stockfinster als mir ein Fahrzeug entgegen kommt. Ich bin seit fast einer Stunde allein auf den Straßen von Death Valley und vergesse fast das Fernlicht abzublenden. Als das Auto kurz vor mir ist sehe ich blaue und rote Warnlichter aufleuchten. Mist Polizei! War ich zu schnell? Suchen die jemanden, gibt das jetzt Stress? Wo ist der Mietvertrag für das Auto, haben ich meinen Führerschein dabei… Ich trete voll in die Bremse und fahre auf den geschotterten Streifen neben der Fahrbahn. Anhalten Radio aus, Motoraus, warten. Das Polizei-Fahrzeug macht aber keine Kehrtwende wie sonst üblich. Statt dessen rollt es Rückwärts auf meine Höhe, was ist denn das? Mit großer Erleichterung stelle ich fest, dass es ein Ranger ist! Er erklärt mir, dass es eine Sturzflut (Flash-Flood) gegeben hat und dass weiter vorn jede Menge Geröll auf der Straße liegt und dass er es noch nicht komplett beseitigen konnte. Ich soll vorsichtig sein.
Ich wußte es, die Amerikaner sind doch die nettesten Menschen der Welt!
Als ich um Hotel eintreffe bin ich ziemlich am Ende. Aber die Fotos muss ich doch noch anschauen. Und da ist die Überraschung groß, man sehen die cool aus! Gewitter und Stürme haben hier ihren ganz eigenen Charakter.
Um Mitternacht bin ich dann allein in der Lobby des völlig stillen fast 100 Jahre alten Hotels. Der offene Kamin glimmt noch und es riecht so alt und muffig wie am Tag zuvor. Dann sind da noch drei junge Amerikaner. Ein Typ und zwei Mädels. Sie wundern sich, dass ich hier nachts mit meinem Mac ganz allein sitze und etwas schreibe. Sie wollen wissen, ob ich noch arbeiten muss. Nein muss ich nicht, ich schreibe nur meine täglichen BLOG. Für die Familie und die Freunde. So sind sie informiert und Sohneman, Mama und Freundin müssen sich keine Sorgen machen – alles ist gut.
Wohin ich als nächstes will möchten sie wissen. Ja wohin? Mit den Baldwins habe ich das vorhin auch diskutiert. Ich denke es wird morgen in Richtung Page gehen. Ich werde mal versuchen einen Permit für die Wave zu ergattern. Vielleicht klappt es ja. Ab Morgen haben wir wieder abnehmenden Vollmond. The Wave im Mondlicht, das wäre doch mal was! Die Mädels kennen die Wave nicht! Ich zeige ihnen kurz den Banner meines BLOGs. Sie sind erstaunt. Ja so ist das. Da wissen viele Menschen aus Korea, Japan, Frankreich oder Deutschland ganz genau wo welche coolen Fotolocations sind, die selbst die Menschen die hier leben gar nicht kennen. :-)
So, nun hänge ich noch schnell ein paar Fotos des Tages an und dann geht es ab ins Bett. Leider ist die Internet-Anbindung hier wirklich langsam….
Hier mein persönliches „Bild des Tages“:
Videos, weitere Bilder, die Track-Auswertung – das gibt es alles wenn ich wacher bin und die Internet-Anbindung schneller ist – ok?
Die Nacht war ruhiger als befürchtet. Spät am Abend hatten meine multiple Nachfragen dann doch Erfolg. Der Mitarbeiter an der Rezeption im Comfort Inn begleitet mich die paar Meter und ich kann ihm die defekte Tür des Nebeneingangs zeigen. „Oh yeah, I’ll fix it!!“ Zwei Stunden später hat er dann den Türschließer so eingestellt, dass die Tür praktisch gar nicht mehr schließt. Aber sie kracht auch nicht mehr mit einem gewaltigen Rumms gegen die Wand. Prima, nun haben wir nur noch den Straßenlärm. Heute Morgen bin ich dann ganz gut ausgeruht, Sandra leider nicht wirklich. Ich denke sie freut sich auf ihr Bett daheim, endlich mal wieder in Ruhe schlafen!
Um 9h beginnen wir unsere Sachen zusammen zu packen. Dann geht es kurz rüber zu Denny’s um 10h30 checken wir aus. Ja, und was jetzt? Ich bin ein wenig ratlos. Sandras Flieger geht erst abends um 18h35 ab Mac Carran International. Wir fahren einfach mal in Richtung Hoover Damm, vielleicht können wir da ja noch ein paar schöne Fotos machen. Es sind laut Navigationssystem 42 Kilometer. Als wir nach etwa 30 Kilometern in Boulder City eintreffen ist vor dem Ort ein gewaltiger Stau. Nach etwa 30 Minuten sind wir am Abzweig den wir laut Navi nehmen sollten. Aber da kriechen alle lang und da geht eigentlich gar nichts. Also werden wir einen gezielten Blick auf das Navi, wir können auch durch Boulder hindurchfahren und dann später auf den Highway zurück. Alles kein Problem, also los. Am Ortsausgang können wir dann den Lake Mead schon sehen und den langen Stau der sich bis zum Hoover Dam leider auch… Eigentlich geht da unten gar nichts, der Stau erscheint uns schier endlos. Wir schauen uns tief in die Augen, dann wende ich das Auto.
In Boulder finden wir ein kleines Café, dort gibt es für jeden einen großen Becher frisch gebrühten heißen Kaffee. Das tut gut, aber die Stimmung ist ziemlich im Keller. Das Wetter ist fies, draußen stürmt es und es ist kalt. Ich weiß immer noch nicht was ich die nächsten Tage unternehmen soll und Sandra ist frustriert, weil sie allein nach Hause fliegen muss. Als der Kaffee dann leer ist geht es wieder zurück in Richtung Las Vegas. Zwischendurch verpasse ich wieder einmal grandios eine Ausfahrt, trotz Navigationssystem! Die Ausfahren sind hier irgendwie anders als bei uns in Deutschland. Hier sind die Straßen oft 5 oder 6-spurig. Zwei Spuren biegen nach Osten ab, zwei nach Western, in der Mitte geht es geradeaus weiter – leider ist das nicht immer so. Ist man gerade ganz links und stellt dann fest, dass man eigentlich auf eine der rechten Spuren müsste, hat man oft ein Problem. Hier in den USA darf man links und rechts überholen wie man will. Gerade das ist für mich hier oft ein Problem. Grundsätzlich ist es ja ok, dass man Schleicher rechts überholen kann, aber wenn ich der Schleicher bin, dann ist es hochgradig verunsichernd wenn man über vier oder fünf Fahrspuren hinweg wechseln soll und da rechts lauter Autos und LKWs an einem vorbeiflitzen.
Im Zweifel bleibe ich dann lieber auf der Spur auf der ich bin und wende an der nächsten Ausfahrt. So auch heute mal wieder, anders wäre es ja auch langweilig :-)
Als wir am Flughafen ankommen ist es noch viel zu früh, nicht einmal 14h. Sandra hat am Vorabend beim Roulette 20$ auf Schwarz gesetzt und auch prompt verloren, das war ihr letztes Bargeld. Im Café habe ich ihr 5$ gegeben, mehr wollte sie nicht. Nun hat sie noch fast 5 Stunden bis der Flieger abhebt und sie hat nur 5$ in der Tasche. Als wir dann vor dem Terminal in der Pick-Up-Zone stehen, also da wo man nur kurz zum Ein- und Aussteigen halten darf, erscheint mir Sandra zutiefst gefrustet. „Und ich dachte Du kommst noch mit hinein?“ Man sollte mehr mit einander sprechen, ich kann da nicht mit hineinkommen, auch wenn ich es wirklich gern würde. Es gibt noch einen Abschiedskuss und dann muss ich auch schon wieder los.
Im Rückspiegel sehe ich Sandra noch mit ihrem Gepäck im Terminal verschwinden. Wie es für sie jetzt wohl alles werden wir? Während ich so dahin grüble nehme ich wieder den falschen Weg. Statt links herum direkt zur Ausfahrt fahre ich zum Terminal 1 – da wo die „Domestic Flights“ starten. Dort ist auf vier Fahrstreifen die Hölle los. Leute steigen ein und aus, überall Fußgänger, es geht da eigentlich gar nichts. Aber irgendwann ist auch das geschafft.
Mein Weg führt mich quer durch Las Vegas in Richtung Osten. Beim Casino „New York New York“ biege ich links auf den „Strip“ ab. Ich will nach Süden bis zum Highway 160 und dann in Richtung Death Valley fahren. Beim Kaffee haben wir noch kurz darüber gesprochen. In Death Valley regnet es eigentlich fast nie, warum nicht die beiden nächsten „Regentage“ dort ohne Regen verbringen? Kurz bevor ich zum Highway 160 komme sehe ich auf der rechten Seite FRY’s – einen gewaltigen Techniksupermarkt – etwa doppelt so groß wie das was wir so als MediaMarkt kennen. Also rechts auf den Parkplatz. Doch ich bin wieder eine Auffahrt zu früh und muss über den ganzen riesigen Parkplatz, alle 20 Meter ist dort eine hübsch gelb gestrichene Bodenwelle. In eine langen Schlange schaukeln wir zu FRY’s. Plötzlich habe ich eine junge Frau mit gewaltigem Hinterteil direkt vor meinem Auto, wo kommt die denn her? Und wie sieht die denn aus? Während ich ungläubig auf ihren dicken Hintern starre, scheint sie meine Gedanken zu lesen und zeigt mir prompt den längsten Finger ihrer rechten Hand. Nicht alle Amerikaner sind immer nur freundlich!
Im FRY’s finde ich dann nicht wirklich etwas, ich bin irgendwie auch viel zu gefrustet von unserem dann doch so schnellen Abschied.
Ich finde eine 256GB SSD im externen Gehäuse mit USB 3.0 für 576$, die interne Version kostet genau so viel. Aber das kann ich auch in Deutschland kaufen. Dann ist da noch ein kleine 2,5″ Festplatte mit 1,5TB für 179$ – mit USB 3.0 und Firewire 800 – ach egal… Bei den Kameras kommt vielleicht die Nikon D7000 in Frage, aber warum? Ich habe die D300, die D2x und die P7000 dabei – ach ja – die F80 auch noch. Also verlasse ich den Laden und kaufe einfach gar nichts.
Etwa eine Stunde später bin ich dann in Pahrump – so wie vor fast genau drei Wochen. Im gleichen Supermarkt gehe ich ein wenig Einkaufen. Es gibt 24 kleine Flaschen Wasser, 8 Flachen Doctor Pepper, Kekse, Kräcker, Chips, Obst, was man so braucht. Bier habe ich natürlich vergessen, das bemerke ich aber erst an der Kasse, ach egal – ist sowieso ein blöder Tag und ich habe noch drei Corona im Kofferraum.
In der Schreibwarenecke kaufe ich mir noch zwei schöne große beschichtete weiße Pappkartons. Eigentlich sind sie zum Malen da! Aber ich werde sie später im Hotel verwenden um Staub-Referenzfotos mit der D2x und der D300 zu machen. Diese Dateien mit der Endung *.NDF kopiert man eigenfach zu den Bildern die man mit den gleichen „Staubkörnern“ gemacht hat. Öffnet man dann die RAW-Bilder mit Nikon Capture, so erkennt das Programm diese NDF-Referenzdatei und retuschiert den Staub automatisch weg. Kein schlechtes Feature! Nur hatte ich die ganzen Tage nirgendwo eine ebenmäßige weiße Fläche die man für das Staubreferenzbild benötigt. Nun habe ich sie und sie hat nur 1,99$ gekostet!
An der Kasse werde ich wieder mal gefragt ob ich eine Kundenkarte habe. Habe ich nicht, ich komme aus Deutschland und bin hier nur auf der Durchreise. Die Verkäuferin ist toll, sie zückt ihre Karte und ich spare etliche Dollar. Die Mehrzahl der Menschen hier ist doch supernett!
Es geht weiter in Richtung Death Valley. Bei der Death Valley Junction gibt es das Amargosa Hotel. Ein uraltes Gebäude, das seit vielen Jahren mit dem Verfall kämpft. Aber es liegt recht günstig und via Internet habe ich gesehen, dass es dort Zimmer für etwa 70$ gibt. Bedenkt man, dass die erste Nacht direkt um die Ecke im Furnace Creek Resort 340$ plus Steuer ohne Internet und Frühstück gekostet hat, ist das fast ein Schnäppchen!
Als ich dort ankomme ist noch ein Zimmer mit zwei großen Betten für zwei Tage frei. Das Zimmer hat sogar eine Dusche und kostet 75$ pro Nacht plus Steuern. Ich willige ein. Es ist ein witziger Check-In. Der Chef hat eine Weile in Bitburg gelebt. „Bitte ein Bit“ – „Over there you can get a Frühstück tomorrow in the morning.“ Spontan fühle ich mich an den witzigen Sprachmix bei Jo und Caro auf Teneriffa erinnert.
Das Zimmer ist dann eher ernüchternd. Ok, aber ich muss hier nur schlafen. Dafür ist die Lobby ganz nett und gegen eine Spende von 15$ bekomme ich das Kennwort für das WLAN. Es ist nicht schnell, aber ich kann für Familie und Freunde meinen BLOG weiterführen. Also Leute, dieser Artikel kostet 7,50$ :-)
Bei meinem kleinen Rundgang durch die Lobby habe ich eben gelernt, dass dieses Hotel wirklich schon uralt ist und zu Zeiten gebaut wurde, als hier im Death Valley noch Borax abgebaut wurde. Es blickt auf eine sehr bewegte Vergangenheit zurück! Im Jahr 1967 hatte dann die Künstlerin Marta Becket hier eine Reifenpanne. Aus diesem unfreiwilligen Stop wurde eine viele Jahre währende Liebesbeziehung mit diesem Fleckchen Erde. Martha Becket hat hier gleich nebenan ein kleines Opernhaus gegründet und viele Jahre lang ein wenig Kunst an den trockensten und lebensfeindlichsten Ort der USA gebracht. Vor diesem Hintergund ist auch der Zustand der Zimmer ok :-)
Hier gibt es weitere Informationen zu diesem ganz witzigen Örtchen:
Gestern im Coco’s haben wir erst einmal unsere Uhren korrekt eingestellt. Ich weiss nicht warum, aber wir waren wieder eine Stunde zu spät. Die korrekte Uhrzeit ist heute gar nicht so verkehrt, denn Sandra muss heute leider zurück fliegen. Sobald ich meinen Trennungsschmerz verarbeitet habe, werde ich mal schauen was es die nächsten zwei Wochen hier für mich noch alles geben kann. Heute wird das nicht viel sein, denn heute soll es hier überall Regen geben. Gestern hat es sich ja schon mit einigen wenigen Regentropfen zwischen den Casinos angekündigt.
Wie geht es also weiter? Ich denke, ich fahre heute einfach mal ein ganzes Stück in Richtung Osten. Da will ich eh hin und so kann ich den stürmischen ungemütlichen Tag als Reisetag vielleicht ganz gut gebrauchen. Es könnte südlich am Grand Canyon entlang gehen, vielleicht mit einem Abstecher zum South Rim – bei Sturm und schweren Wolken sieht der Grand Canyon meist viel dramatischer aus als bei nettem Sonnenschein und langweilig blauem Himmel :-)
Nach dem Frühstück geht es mit dem riesigen Chevrolet Tahoe ab ins Gewimmel der Großstadt. Unser Ziel ist das erst vor einigen Wochen eröffnete Cosmopolitan. Dieses gewaltige Casino hat mehr als 4.000.000.000 $ gekostet, der größte Anteilseigner ist die Deutsche Bank – krass!
Wir finden Casino daneben sehr schnell einen Parkplatz. Das klappt im Allgemeinen hier immer sehr gut. Alle Casinos haben ihre eigenen gewaltigen Parkhäuser. Zu Fuß geht es dann in der „ersten Etage“ von einem Casino in das Nächste. Im „Erdgeschoß“ fahren in Las Vegas im wesentlichen die Autos. Damit man ungehindert von einem Casino in das Nächte schlendern kann gibt es hier irre viele Fußgängerbrücken.
Ich will endlich mal nicht nur schleppen und nehme einfach nur die kleine Nikon P7000 mit. Abends bin ich dann wirklich begeistert was das Ding für tolle Bilder liefert. Selbst die JPGs sind praktisch immer korrekt belichtet und auch bei langen Belichtungszeiten meist krachig scharf – genial das kleine Ding! Ok, bis der Zoom mal das gefunden hat was man möchte, das dauert ggf. ein wenig. Die Bildfolge ist nicht so rasend schnell wie bei der D2x oder der D300, aber immerhin, das Ding liefert wirklich schöne Fotos.
Aber seht selbst:
Wenn man mit offenen Augen durch diese teilweise wirklich aufwändig gestalteten Casinos geht findet man immer wieder wirklich schöne abstrakte Motive.
Mittags sind wir ziemlich pflastermüde, es geht ins Coco’s – das kennen wir noch vom letzten Jahr und die haben leckeres Essen zu vernünftigen Preisen. Eine Stunde später sind wir dann im „Treasure Island“ – ein echtes Piraten-Casino – nicht nur von außen ganz nett gemacht.
Wirklich witzig finde ich diese irre langen Limousinen. Manchmal wird hier sogar ein Hummer gestretcht – krasse Sache…
Gelegentlich steht auch mal was direkt vor dem Eiffelturm…
Als dann ein Sturm aufzieht und es kalt und ungemütlich wird machen wir uns wieder auf zum Motel. Hier ist die Tür des Seiteneinganges immer noch defekt und jeder der hier hinein und heraus geht lässt sie einfach zuknallen. Das ist wirklich nervtötend! Mal sehen was man da noch machen kann…
Und wieder haben wir eine Nacht sehr schlecht geschlafen. Es ist aber gar nicht der Verkehrslärm, es ist eine seitliche Eingangstüre die direkt unter unserem Zimmer ist. Der Stopper hat keine Federspannung und wenn es ein wenig windig ist knallt diese Türe zu, dass einem Hören und Sehen vergeht. Man spürt die Vibrationen sogar wenn man im Bett liegt, grauenhaft. Da hilft es auch nicht schlecht zu hören, man kriegt einfach kein Auge zu. Dann ist direkt neben der Türe scheinbar auch eine beliebte Raucherecke. Und die extrem Süchtigen stehen da scheinbar auch nachts um unbekannten Göttern ihre kleinen Rauchopfer darzubieten.
Nach dem Frühstück versuche ich an der Rezeption zu erklären was mit der Türe los ist. Der Mitarbeiter des Hotels schaut es sich an. Wir können nicht umziehen, das Motel ist ausgebucht und ein Handwerker kommt frühestens am Montag. Er will mal versuchen ob er nicht ein wenig Schaumgummi auf den Türrahmen kleben kann, damit die Türe etwas leiser schließt. Während ich hier sitze und tippe habe ich das Gefühl, dass es vielleicht sogar schon erledigt ist.
Ok, wir werden heute ein wenig die Casinos anschauen die wir hier noch nicht kennen. Es wird also ein ruhiger Tage ohne viele Kilometer im Auto. Sandra ist gestern beim Elephant-Rock ziemlich fies umgeknickt – Wanderschuhe gehören nicht einzig in den Kofferraum – und kann daher heute keine weiten Strecken zurücklegen. Little Finland werde ich mir also in den nächsten Tagen mal allein anschauen.
Es ist jetzt Samstag 10:30 und schräg unter uns im Frühstücksraum scheint ein Prieser eine Show abzuziehen. Wir hören hier oben im Zimmer (selbst ich!!) laute Gospel-Musik gemischt mit den Geräuschen überdimensionierter V8 Motoren – das ist Amerika :-)
Nach einer Nacht mit ziemlich viel Straßenlärm und wenig Schlaf geht es am morgen kurz hinunter in den Frühstücksraum. Das sieht alles zwar ganz ok aus, aber es ist doch etwas mager. Eigentlich gibt es nur Kaffee, Kuchen, Süßkrams, Waffeln, Kornflakes und O-Saft. Wir gehen auf die andere Straßenseite zu Denny’s. Dort gibt es Rührei, zwei kleine Würstchen, einen English-Muffin, Yoghurt und Obst.
Frisch gestärkt räume ich danach unseren Dodge Nitro aus, es kommt einfach alles in das Zimmer im Comfort Inn. Eine Stunde später sind wir in der Gilespie-Street am Car-Rental-Center. Ich parke erst einmal draußen bei den Kurzzeit-Parkplätzen. Bewaffnet mit Führerschein, Kreditkarte, Reisepass und Mietvertrag geht es zum Schalter von Alamo. Da ist eine lange Schlange und ich muss ziemlich schlucken als ich das sehe. Einer der Mitarbeiter bekommt das mit und als er den Mietvertrag in meiner Hand sieht fragt er sofort ob etwas nicht ok sei. Ich erzähle ihm, dass der Dodge ziemlich nach rechts zieht und dass die Reifen ab 65 Meilen kräftig anfangen zu rattern und dass wir das Auto deshalb gern tauschen würden. Ist alles kein Problem, ich soll zum Car-Exchange fahren.
Also geht es wieder hinaus zum Auto und hinein damit ins Car-Rental-Center. Nur einen Exchange-Place finden wir nirgendwo und schon sind wir auch wieder draußen. Also unternehmen wir den zweiten Anlauf! Nun fahre ich einfach mal zum „Car-Return“ – also der Rückgabestelle. Das in der Hoffnung, dass ich da nicht wieder hinaus muss, denn das geht nicht, ohne dass alle Reifen des Autos aufgeschlitzt werden. So ist das hier, es gibt fiese Sägezähne im Betonboden die man nur in einer Richtung überfahren kann.
Am Car-Return von Alamo ist eine ganz nette Dame. Ich erkläre auch ihr was los ist und es ist alles gar kein Problem. Sie prüft kurz den Kilometerstand und gibt mir eine unterschriebene Quittung. Dann schickt sich mich los einen Typen zu suchen der eine Krawatte trägt und Ken heißt – so wieder Freund von Barbie. Nach einem kurzen witzigen Wortwechsel im Service-Point stehen wir dann vor Ken. Es ist ein schwarzer Typ, etwa 40, mit Krawatte und Signalweste drüber. Er ist ziemlich busy, telefoniert pausenlos. Ich erkläre ihm, dass wir unser Auto tauschen möchten, weil es einen Defekt hat. Er fragt mich was das denn für ein Auto ist. Ich übertreibe ein wenig und preise den Dodge als „Standard SUV with 4-Wheel-Drive and High-Clearance“ an. (Allrad mit viele Bodenfreiheit) Er geht mit uns zur SUV-Ecke. Dort stehen sicher 20 Fahrzeuge herum, er will fragt ob ein Jeep Grand Cherokee für uns ok ist. Ich bin kurz davor breit zu grinsen, dann sehe ich, dass auf dem Kofferraumdeckel nichts von 4×4 steht. „Is it a four wheel drive??“ Er schaut skeptisch unter das Auto – „No it isn’t, but it’s a really good car!“ Ne ne ne, das will ich nicht, das Ding mag ja toll sein, aber damit komme ich weder zur Wave noch zum White Pocket oder anderen coolen Locations.
Ich sage ihm, dass ich wirklich gerne wieder einen 4×4 haben möchte (auch wenn der hässliche weiße Ziegelstein es ja gar nicht war). Er schaut sich um und sagt mir, dass er keinen einzigen SUV mit Allradantrieb da hat! Krass, lauter Geländewagen ohne Allrad, was soll den der Blödsinn?
Ich frage ob ich nicht warten kann bis jemand einen SUV mit Allrad zurück gibt und der aus der Reinigung kommt? „Let me see what I can do…“ Ken telefoniert und geht weg. Da stehen wir nun, was jetzt? Den Dodge haben wir abgegeben und nun? Sekunden später kommt ein anderer Typ mit Alamo-Weste auf uns zu und fragt uns ob wir den SUV haben möchten? Ja ja ja, das wollen wir! Er zeigt auf einen echt großen weißen Wagen ganz hinten bei den Full-Size-SUVs. Der Schlüssel wäre hinter dem Tankdeckel, der hätte einen Allradantrieb und den könnten wir haben.
Super, ich bedanke mich ganz herzlich. Den Schlüssel finde ich sofort und er ist ganz nass. Das Auto war gerade eben noch in der Waschanlage – cool! Als ich die Türe öffne muss ich wirklich schlucken, es ist ein riesig großes Schlachtschiff, was für eine Kiste. Wir packen schnell die Sachen die wir in den Händen haben auf den Rücksitz und ich starte den Motor. Nur wo ist der Schalthebel? Hä? Kein Schalthebel, kein Knüppel für die Automatik?? Dann geht mir ein Licht auf, der Wählhebel für die Automatik ist rechts an der Lenksäule. Eine Handbremse gibt es auch nicht, die muss man mit dem linken Fuß betätigen. Einmal treten ist sie fest, noch einmal treten ist sie wieder los.
Die Kiste hat drei Sitzreihen, da passt eine ganze Großfamilie hinein. Wow! Der Motor blubbert als hätte er 8 Zylinder und 5 Liter Hubraum – hat er vielleicht sogar – ich werde das noch prüfen! Sandra grinst, ich sage nur „Noch sind wir damit nicht draußen!!!“
Als wir an dem kleinen Häuschen stehen in dem eine Alamo-Angestellte eine echt massive Schranke freigeben kann oder eben nicht wird mir ein wenig mulmig. Was wenn wir nun etliche hundert Dollar zuzahlen müssen? Aber es ist kein Problem, ich erkläre alles zum vierten Mal und wir bekommen einen neuen Mietvertrag. Ich soll einfach beide Verträge bei mir behalten und sie am 3. April bei der Rückgabe dieses Schlachtschiffes abgeben. Sie öffnet die Schranke und los geht der Spaß!
In der Wikipedia lese ich gerade, dass die Allradversion dieses Vehikels einen 5,3 Liter V8 mit 320 PS hat – krass! Unser Tahoe ist also eine riesige große Karre die sowas von Co2 „unfriendly“ ist wie man es sich nur denken kann.
Aber aus Oregon kommt er auch!
Nach einem kurzen Abstecher am Hotel geht es dann zum Valley of Fire. Der Tahoe läuft 80 Km/h bei 1500 Umdrehungen pro Minute – was für ein Motor! Ich mag gar nicht darüber nachdenken was sich diese Kiste dabei an Sprit reinzieht. 20 Liter auf 100 Kilometern?
Im Valley of Fire zahlen wir 10$ Eintritt – eigentlich dachte ich, dieser State Park wäre wegen der Finanzkrise geschlossen, aber davon ist keine Spur. Es sieht alles gut aus, sogar der Campingplatz ist zu 100% ausgebucht. Wir fahren bei tollem Sonnenschein und 70° Fahrenheit (21°C) durch den Park. Später als wir wieder aufbrechen sind es dann sogar 75° Fahrenheit (24°C).
Es entstehen wirklich viele Fotos und uns wird es in der Sonne ganz schön warm. Vergessen ist das Schneetreiben am Mono Lake vor zwei Tagen!
Um etwa 16h machen wir uns auf den Rückweg. Statt zurück zur Interstate 15 zu fahren, nehme ich die Straße nach Osten in Richtung Lake Mead. Die Landschaft hier ist grandios, nur die Straße hinab zum Lake Mead die wir uns ausgeguckt hatten ist geschlossen. Die nächste Straße auch, so ein Blödsinn – ständig ist hier alles geschlossen – entweder wegen Schnee oder wegen Willkür… Egal, wir brauchen keinen Sonnenuntergang am Lake Mead, es geht weiter nach Las Vegas. Der kleine Umweg ist etwa 100 Kilometer lang. Doch die Zeit vergeht wie im Flug, die Landschaft hält uns immer wieder in Atem. Hier mal mit einem Moped entlang düsen – genial!
Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir von Osten nach Las Vegas herein. Wir kommen aus den Bergen und haben eine tolle Sicht über die gesamte Stadt. Es stehen ein paar Autos am Straßenrand und eine Reihe von Fotografen ist unterwegs auf einen der vielen Hügel.
Wir fahren weiter, denn wir haben Hunger! Sandra hat etwas von Pizza gelesen. Als wir dort sind, ist steht da nicht mehr Pizza sondern Plaza auf dem Schild – irgendjemand hat es während des Tages umlackiert. Pizza gibt es direkt neben unserem Hotel jedenfalls keine. Also gehen wir rüber zu Denny’s. Ich probiere mal den Fisch mit Pico de Gallo und Stampfkartoffeln mit Cheddar-Käse. Schmeckt wirklich gut!
Später im Hotel wir dann bei einem Corona kurz die Beute des Tages gesichtet, „gebloggt“ und dann werden wir versuchen mal ne Runde zu schlafen.
Hier noch schnell eine Blick auf Sandras „Arbeitsplatz“ hier neben mir im Comfort Inn…
Den Track des Tages habe ich ab der Ausfahrt von Interstate 15 bis zurück zum Hotel aufgezeichnet. So sieht das dann bei Google Earth aus:
Gestern Abend habe ich noch via Internet und ZDF-Mediathek ein paar Video-Sequenzen zur Katastrophe in Japan anschauen können. Die Nacht war geprägt von Albträumen und einem schlechten Gewissen. Wir machen hier Urlaub und überlegen wo wir die schönsten Fotos machen können, während in Japan die Menschen ums Überleben kämpfen. Ab wir können hier nichts daran ändern und nur hoffen, dass auch diese Katastrophe bald überstanden ist.
Etwas zerknittert suche ich mir nach dem Wachwerden auf dem Handy via www.hrs.com ein Motel in Las Vegas aus. Das Comfort Inn im Norden von Las Vegas macht einen ganz guten Eindruck. Die Buchung klappt sogar via Handy – cool! Ich buche vom 17.3 – 20.3.2011 – also Fr, Sa, So. Die Preise ziehen zum Wochenende deutlich an: 69,99$ – 79,99$ – 99,99$ Damit ist es aber immer noch preiswert und es ist keine Holzhütte in der Sandra nachts die Termiten bei der Arbeit belauschen kann.
So, nun gibt es Frühstück und dann geht es los, bis später…
Update nach dem Frühstück:
Während des Frühstücks drüben bei Denny’s diskutieren wir unsere Rückreiseroute. Die Copilot-Software auf meinem Handy hat eine Route quer durch Death Valley über den Highway 190 vorgeschlagen. Diese Straße sind wir vor zwei Wochen in der anderen Richtung gefahren. Sie ist landschaftlich wirklich reizvoll, aber es gibt gefühlte 1.000.000 Kurven. Man kommt dort nicht wirklich gut vorwärts. Im Motel schaut Sandra dann mal auf ihre tolle Karte von Kalifornien. Wir könnten auch über Beatty fahren, dort haben wir ja schon ein paar Tage übernachtet. Diese Route hat weniger Kurven und wir müssen Zeit bis Las Vegas eigentlich nur absitzen :-) Ganz nett, einen Großteil dieser Route kennen wir noch nicht!
So wird es heute wahrscheinlich aussehen:
Update um 16h20
Wir sind angekommen! Hui, war das eine Tour, wirklich anstrengend, aber mitunter auch landschaftlich ganz reizvoll. Der schönste Teil der Tour ist rund um den Highway 168. Es geht über mehrere Pässe, wir durchqueren Hochebenen und fahren Kurven bis zum Abwinken. Da haben wir einmal mehr ein wirklich tolle Route für die ambitionierten Mopedfahrer dieser Welt gefunden. Es gibt auch wieder fast eine Stunde „Kurvenvideo“ – aber das sollte man nicht einfach so wie es ist bei YouTube hoch laden, es sind viele hundert MB.
Hier habe ich noch ein paar Fotos des Tages.
Die Kameras müssen zu allererst ins Auto :-) Dann kommen die Koffer an die Reihe…
Ein letzter Blick den Gang hinunter, das Zimmermädchen ist schon unterwegs.
Ein letzter Blick und los geht die Reise…
Bereits kurz nach Bishop geht es wieder hinauf in die Berge. Ganz unten ist angeschlagen, dass eine Straße geschlossen ist. Wir hoffen mal, dass dies unsere Route nicht betrifft. Mit gemischten Gefühlen geht es weiter – aber wir werden Glück haben!
Krass sind die Straßenschilder, fast alle haben Einschusslöcher.
Kurz bevor wir unseren „Zielhighway“ in Richtung Las Vegas erreichen, finden wir noch eine alte Goldmine. Eigentlich würde ich sie gern genauer unter die Lupe nehmen, aber wir haben noch wirklich viele Kilometer vor uns und es ist ungewiss, ob noch etwa dazwischen kommt. Also schnell eine Foto und dann weiter…
Unsere Route führt uns immer wieder hinauf in ein Gebirge, hinab und wieder hinauf. Als wir auf dem Highway 95 ankommen bin ich froh, dass es endlich nur noch geradeaus geht!
In Las Vegas sollen wir die Ausfahrt 76 nehmen, nur welche von Beiden? Es gibt 76A und 76B. Wir erwischen natürlich die falsche Ausfahrt und fahren nach Süden, statt nach Norden. Also bei der nächsten Gelegenheit runter und wieder rauf, ist gar nicht so einfach. Las Vegas ist eine echt große Stadt. Gegen 16h sind wir dann am Comfort Inn. Die Buchung via Handy und HRS hat gut funktioniert, ich zeige meinen Ausweis, meine Kreditkarte und sage meine Postleitzahl, schon haben wir ein Zimmer. Es hat wieder nur ein Bett und ist zur Straße raus. Mindestens einer von uns beiden ist ziemlich bedient, es macht jedenfalls den Eindruck :-) Aber ein Denny’s ist auf der anderen Straßenseite und ein Walmart gleich um die Ecke. Und da fahren wir jetzt mal hin :-)
Update um 19h30
Den Walmart haben wir gefunden und wir haben jetzt 10 (ursprünglich waren es mal 12) Flaschen Corona – hicks… Als wir in Walker ein Sixpack Corona gekauft haben, gab es an der Kasse eine kleine Diskussion. Ich hatte alle Einkäufe in eine große Papiertüte gepackt, das Sixpack Corona habe ich nicht hinein gestopft, aus Angst die Tüte würde reißen und es könnte eine Sauerei wie neulich in Fabians Küche geben. Aber „It’s the Law!“ – Auch ein Sixpack muss hier vor den Augen Minderjähriger auf dem Weg zum Auto verborgen werden!! Also Tüte auspacken, Bier rein, alles ob drauf und dann ganz vorsichtig rüber zum Auto. Andere Länder, andere Sitten!
Hier in Las Vegas kaufen wir dann einen großen Pappkarton mit großem gelben Corona Aufdruck – hier sieht jeder sofort, dass da Bier drin ist – nämlich Corona! An der Kasse schiebt die Kassiererin mir das Bier dann ohne Tüte hinüber. Ob Nevada andere Bier-Regeln als Kalifornien hat? Egal, das Bier ist kalt und nach dem langen Tag im Auto zischt das richtig gut!
Hier habe ich noch unsere „Einflugschneise“ nach Las Vegas samt des kleinen unfreiwilligen Umweges:
Nach einem ausgiebigen Frühstück bei Denny’s (wo sonst) setze ich Sandra am Einkaufszentrum ab. Sie will sich einen ruhigen Tag in Bishop machen, für einen Trip zu Mono Lake ist es ihr zu kalt. Am Einkaufszentrum kann ich schnell volltanken, wer weiß was heute auf mich wartet – besser ist das! Hier kann ich ausnahmsweise mal wieder problemlos mit der Kreditkarte direkt an der Zapfsäule bezahlen. Einfach kurz die Karte in den Kartenleser stecken, dann schnell herausziehen, kurz warten, die Sorte wählen und los geht es. Hier kostet die Gallone 4.159$. Gestern haben wir sogar für über 5$ getankt. Der Sprit ist hier im letzten Jahr wirklich sehr viel teurer geworden.
Es geht los, der Himmel im Norden sieht gar nicht gut aus. Und dieser Eindruck wird auch nicht trügen! Als ich etwa 90 Minuten später am Mono Lake eintreffe habe ich ein paar echt schwierige Kilometer hinter mir. Zwischendurch geht es durch krassen Schneematsch, später fährt ein Räumfahrzeug vor mir her. Es schneit wie verrückt, der See ist kaum zu sehen.
Ich fahre mal kurz hinter Lee Vining zum See hinunter, das Wasser ist kaum zu sehen. Also gibt es erst einmal ein kleines Video.
Ich muss mich noch korrigieren, der Mono Lake liegt 1946 Meter hoch. Wie dem auch sei, nach meinem kleinen Video fahre ich mal zum alten Friedhof – Mono Cemetery heißt das hier. Im Internet habe ich ein paar Fotos in tiefem Schnee gesehen die etwas besonderes hatten. Als ich dort eintreffe ist es aber alles nur nass und matschig. Der Schnee bleibt nicht liegen. Vorn links auf dem Friedhofsgelände liegt ein krasses „Werkzeug“. Es ist ein Art Schablone die sich der Totengräber zusammen geschweißt hat. Sie wird wohl verwendet, damit die Wände der Gräber während des Ausschachten nicht zusammen rutschen. Sogar eine kleine Treppe hat man dort hinein geschweißt. Ein krasses Ding…
Ich mache ein paar Fotos und rette mich schnell wieder ins warme Auto. Draußen sind es 0°C und es weht ein mörderischer Wind. Bei meiner Abreise in Bishop hatten wir noch etwa 17°C, unterwegs zeigte das Thermometer kurzzeitig -3°C!! Wenn man bedenkt, dass wir vorgestern bei 25°C angekommen sind, das ist schon krass. Und wieder bestätigt sich, dass es in dieser Jahreszeit eigentlich keine Kleidungsempfehlung geben kann ausser „Was für warm und was für kalt!“
Auf dem Rückweg vom Friedhof lässt der Schneesturm dann auf wundersame Art und Weise nach. Ich fahre noch einmal zum See hinunter. Nun kann ich sogar ein paar Fotos machen. Man sieht zwar den Horizont nicht, aber irgendwie hat dieses verschneite Uferlandschaft ihre ganz eigenen Reiz. Beim Versuch mit den den „Tufas“ zu nähern rutsche ich immer wieder aus, der gesamte Uferbereich ist völlig aufgeweicht. Die Schuhe sind nach ein paar Metern nass und voller Matsch, ich gebe auf…
Eine Weile später bin ich am südlichen Zipfel des Sees. Hier sind die Tufas sowieso viel schöner. Und ich kann auch ein paar Fotos machen.
Nachmittags um 3h fahre ich noch kurz rüber zum Marina Beach. Danach bin ich so durchgefroren, dass ich mich auf den Rückweg mache. Oben an der Straße zeigt mir das Navi, dass diese Straße mit der Nummer 120 im Osten auf den Highway 6 rifft, das wäre vielleicht ein schöner Rundweg, mal eine andere Strecke. Es geht los, aber bereits nach ein paar hundert Metern ist auch diese Straße geschlossen. Ich kehre um und fahre mal in Richtung June Lake.
Dort angekommen bin ich überrascht wie viele Motels es hier gibt und dass sie sogar geöffnet haben. Es sieht so aus, als würden hier eine Menge Leute zum Fischen hinkommen. Auf dem Navi kann ich drei Seen sehen, gut gelaunt geht es vom June Lake in Richtung Silverlake. Doch auch diese Straße ist dann irgendwann gesperrt. Es ist frustrierend, wir sind hier in Nevada definitiv 2-3 Monate zu früh.
Nach einem kleinen Schlenker mache ich mich dann auf den Rückweg nach Bishop. Dort treffe ich etwa um 17h ein. Es wird langsam dunkel. Und die Entscheidung zurück zu fahren war sicher nicht verkehrt, denn einen schönen Abendhimmel gibt es heute nicht, es wird einfach dunkel.
Trotzdem war Tag sehr schön, es muss ja auch mal regnen. Eigentlich wollten wir hier noch einen Tag verlängern, aber so wie es aussieht, werden wir morgen weiter in Richtung Las Vegas fahren. Mal sehen wo wir Halt machen, vielleicht noch einen Tag in Death Valley?
Nach der Ankunft in Bishop packen wir erst einmal unsere Sachen aus. Kurz bloggen, damit die daheim gebliebenen Bescheid wissen und sich keine Sorgen machen müssen. Danach stopfen wir ein paar unserer Anziehsachen in die beiden Waschmaschinen der Guest Laundry. Anschließend geht es rüber zu Denny’s. Ich ordere ein Club Sandwich. Es ist gut, aber nicht so gut wie im Heiliggeist in Mainz! Irgendwie habe ich so recht auch gar keinen Hunger, die verbliebene Hälfte lasse ich mir einpacken. Das ist hier durchaus üblich und so habe ich ggf. später am Mono Lake noch etwas zu Essen dabei. Allerdings werde ich dort so im Fotofieber sein, dass ich das halbe Sandwich wieder mit zurück bringen werde – aber wer weiß das denn schon im Voraus?
Nachdem wir bezahlt haben und Sandra sich verabschiedet hat, geht es wieder ungefähr 100 Kilometer zurück zum Mono Lake. Sandra geht derweil shoppen und erkundet Bishop.
Der Weg zum Mono Lake ist auch in der Gegenrichtung einfach atemberaubend. Diesmal sind die verschneiten hohen Berge links neben mir, rechts ist die Wüste, ein abwechslungsreiches Land :-)
Hier habe ich ein paar Fotos die ich heute mit der Nikon D300 und der Nikon D2x gemacht habe. An der D300 war das 70-200mm Telezoom und später das Tokina 12-24mm Weitwinkel. An der D2x war die meiste Zeit das 2.8/17-55mm samt B&W Polfilter.
Hier ein paar Fotos die zwischen Mono Lake und Bishop entstanden sind.
Nach etwa einer Stunde komme ich dann am Mono Lake an. Die letzten paar Kilometer geht es auf gut befahrbaren Schotterpisten voran. Einen Allrad-Antrieb braucht man hier nicht, ich komme mit unserem hässlichen weißen Dodge ganz gut vorwärts. Ich fahre erst einmal zum westlichen Ufer des Sees. Dort muss aber ein kleiner Bach überquert werden, kurz vorher steht auf einem Schild „Flooded“. 100 Meter später sehe ich den Salat. Da will ich mit dem Dodge nicht stecken bleiben, also zurück zum südlichen Zipfel des Sees. Nach etwa 10 Minuten bin ich dann an einem gut ausgebauten Parkplatz. Es gibt Toilettenhäuschen, einen Info-Stand, Picknick-Tische und eine Säule mit Permits für die ganz ganz braven Besucher. Ich bin heute mal nicht brav und spare mit die paar Dollar.
Das ist mein erstes „Übersichtsbild“, es ist mit der D2x am Parkplatz entstanden. Ich habe mich dazu auf einen der Picknick-Tische gestellt.
Hier habe ich eine schöne abstrakte Spielerei die mit der D300 und dem 70-200 bei 200mm Brennweite entstanden ist.
Nach den ersten Testbildern geht es bepackt mit vier Kameras hinunter an den See. Dabei habe ich die D300 samt 70-200mm Telezoom, die D2x mit 17-55mm Weitwinkelzoom, die F80 mit einem Fuji Velvia 50 und die neue Nikon P7000, mit der ich ein paar kleine Filmsequenzen aufzeichnen möchte.
Nach einer halben Stunden kommt ein nettes Pärchen dazu. Sie knipsen mit Canon Kameras und benutzen diverse bunte Cokin-Filter. Jeder Jeck ist anders… Ich bin etwa drei Stunden beschäftigt. Dann ist die Sonne in den Wolken über den hohen Bergen völlig unspektakulär verschwunden. Ich mache mich auf den Rückweg. Nun ein paar Bilder aus D2x und D300 in gemischter nicht chronologischer Folge.
Bei meiner Abfahrt in Bishop hat das Thermometer 23°C angezeigt, bei der Ankunft am Mono Lake dann 13°C, jetzt wo die Sonne weg ist sind es nur noch bitterkalte 3°C. Und es ist höllisch windig, scharfe Bilder sich auch mit Stativ kaum noch zu realisieren. Gut, dass ich ein paar warme Jacken dabei habe!
Der Rückweg nach Bishop geht wie im Flug, aber es ist sehr windig und es weht mich ein paar mal fast von der Straße. Höllisch stürmisch kann das hier werden. Und die Polizisten stehen hinter allen Sträuchern. Auf dem Rück weg sehe ich DREI Polizeiautos die sich den Verkehr anschauen! Man sollte sich hier an die 65 Meilen pro Stunde (mph) halten!
Im Motel ist Sandra dann schon da. Sie hat gute Laune, war den ganzen Tag unterwegs. Ich kopieren meine „Beute“ auf die externe Festplatte und bin danach sehr gespannt wie die Bilder so geworden sind.
Bereits die drei ersten Fotos aus der genialen kleinen Nikon P7000 gefallen mir richtig gut, aber sehr selbst. Einfach mal die Bilder anklicken, dann sieht man sie in der 1000 Pixel breiten Auflösung.
Hier sind alle Bilder zusammen als Diashow:
Hier habe ich noch den Track des Tages in der Google-Earth Ansicht.
Sandra weckt mich um 8h30, sie hat Hunger und ist schon eine Weile wach. Also schnell anziehen und dann mal schauen wo wir ein Frühstück bekommen. Doch das wird sofort eine Fehlanzeige! Frühstück gibt es in Walker heute nicht, nirgendwo!! Also entschließen wir uns es mit dem Frühstück und Mono Village zu versuchen, das sind etwa 100 Kilometer. Der Weg dorthin ist einfach nur famos. Um uns herum verschneite Berge, kleine Bäche, ein toller Wolkenhimmel, einfach nur schön!
Zwischen durch bedrängt uns eine rote Limousine. Als es dann zweispurig wird kann er endlich überholen. Wir fahren 65 mph, mehr ist nicht erlaubt. Das rote Auto wird am Horizont schnell kleiner. Statt zu rasen genießen wir die Landschaft und tuckern brav mit 65 mph dahin. Ein paar Minuten später sehen wir den roten Blitz dann am Straßenrand stehen, dahinter ein Auto der Highway Patrol, der Beamte steigt gerade aus. Uns wirft er nur einen sehr prüfenden Blick zu, dann wendet er sich dem eiligen Autofahrer zu. Das wird teuer!
Als wir in Mono Village ankommen müssen wir feststellen, dass es dort einfach gar nichts außer ein paar Wohnhäusern gibt. Wir fahren weiter und hoffen auf eine kleines Restaurant. Der nächste „Ort“ ist nur ein paar Minuten entfernt. Der Blick auf den Mono Lake ist hier famos, aber es hat auch hier einfach alles geschlossen! Der kleine General Store ist offen, dort gibt es Kaffee und belegte Brötchen, das ist doch was!
Draußen ist es windig und etwa 11°C kalt, wir bleiben im Auto und frühstücken mit Blick auf den See, auch nicht übel. Danach versuchen wir es mit einem Motel, das etwa 8 Kilometer weiter westlich des Highway 395 liegt. Aber bereits 100 Meter nach dem Abbiegen in die Zufahrtsstraße ist auch diese wieder geschlossen. Also befragen wir das Navigationssystem, wo es das nächste Motel gibt. In Bishop scheint es was zu geben und das sind auch nur etwa 100 Kilometer. Also los, die Straße ist wieder grandios! Wir kommen uns vor wie im Skiurlaub in den Alpen – wenn wir nach rechts schauen! Schauen wir nach links sind wir in der Wüste, wirklich cool!
Als wir in Bishop eintreffen sehen wir auf der rechten Seite ein Best Western. Es gibt ein ruhiges Zimmer mit WLAN, Kühlschrank, Mikrowelle und zwei Betten. Es kostet 104$ plus Steuern pro Nacht. Ich buche erst einmal zwei Nächte, aber wir werden wohl verlängern. Zu schön ist es hier. In Bishop gibt es alles was man braucht und ich kann zum Fotografieren an den Mono Lake und die anderen Seen fahren. Die nette Dame bei der Rezeption erzählt uns, dass es in diesem Jahr besonders viel Schnee gibt und dass er sich mit großer Sicherheit bis Juni halten wird!
Derweil kann Sandra es sich am Pool gemütlich machen. Draußen scheint die Sonne, es sind hier warme 22°C, die Sonne scheint, hier ist „Deutscher Hochsommer“ – ich mache mich gleich wieder auf in den Winterurlaub. Das ist das was ich hier so liebe, das Land ist riesig, es ist vielfältig und die Menschen sind egal wo bislang zu uns immer wunderbar freundlich.
Hier habe ich einen Google-Streetview – wer sich um 180° dreht sieht, dass unser liebstes Frühstücksrestaurant genau auf der anderen Straßenseite liegt – wunderbar!!
Am Morgen gibt es ein Frühstück im Diner auf der anderen Straßenseite. Wir sind die einzigen Gäste! Der Wirt und seine Frau kümmern sich rührend um uns. Sie wollen wissen woher wir kommen, warum wir hier sind, einfach alles. Während sie das Frühstück zubereitet quatsche ich die ganze Zeit mit ihrem Mann an der Bar.
Beide sind sich einig, wenn Bodie wegen des Schnees nicht erreichbar ist, dann sollten wir nach Virginia City fahren. Das Frühstück kostet etwa 18 Dollar und es gibt im Anschluss noch eine paar schöne Kunstdrucke von Bodie zu sehen. Alle fix und fertig im Passepartout. Die Preise liegen bei 80$ für ein Format von etwa 40x60cm. Zu Abschied bekommen wir noch den Tipp mit auf den Weg, doch eine kleine Rundreise zu machen und auf dem Rückweg die SR95 zu fahren.
Wir packen kurz unsere Sachen zusammen und los geht es. In Carson City Valley halten wir bei einer Bank an. Unser Bargeld ist fast aufgebraucht. Ich haben in den ersten beiden Wochen schon fast 1300$ ausgegeben. Wirklich gekauft habe ich nichts, alle Tankfüllungen und alle Übernachtungen habe ich mir der Kreditkarte bezahlt. Aber Frühstück, Abendessen, Eintritt hier und da, es kommt doch mehr zusammen als man denkt! Ich kann meine Kreditkarte mit 500$ belasten, kein Problem. Sandra tauscht ihre Travellerschecks gegen Bargeld ein. Ganz witzig sind die Reaktionen der Angestellten auf unsere deutschen Personalausweise. „This is a valid german passport!“ Sie schaut ein wenig ungläubig aber dann akzeptiert sie ihn.
Es geht weiter in Richtung Carson City. Wir biegen wir nach Nord-Osten ab und fahren hinauf in die Berge. Es geht hoch bis auf etwa 1500 Meter, dann sind wir in Virginia City. Einst ein blühende Metropole zur Zeit des großen Goldrausches, heute ein wenig so wie Phantasialand in Köln Brühl. In den vielen leicht alten Holzhäusern sind Casinos, Geschäfte, Restaurants, diese Stadt lebt und trotz dem Verfall. Positiv mag sein, dass sie einfacher zu erreichen ist und näher an der nächsten größeren Stadt gelegen ist. Wen man bedenkt, dass Bodie im März noch nicht erreichbar ist, was würde man dort von November bis Mai machen? Das Bodie eine Geisterstadt werden würde, war meiner Meinung nach bereits bei der Gründung vorprogrammiert. Auf dem Weg nach Virginia finden wir dann dieses Schmuckstück :-)
Hier sieht man sehr schön, dass es kräftig bergauf geht und Virginia City schon recht hoch im Gebirge gelegen ist.
Am Ortseingang scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wunderbar die Erdtöne, alles leuchtet in goldenem Gelb. Hier kann man sich sehr bildhaft vorstellen, dass es hier mal Gold gegeben haben muss.
In Virginia besuchen wir ein kleines Museum. Es gibt viele Fotos der Minenarbeiter und man bekommt einen guten Einblick in das harte Leben der Menschen hier vor über 150 Jahren. Morgens beim Frühstück haben wir erfahren, dass in Bodie viele Kinder während der langen harten Winter erfroren sind und dass der Friedhof oben in den Bergen ein ganz besonderer Ort sei. In Virginia verschlägt es uns in ein altes Hotel. Der Hauch der Geschichte ist dort noch spürbar. Wenngleich ich denke, dass es damals keine Teppiche gab. Auch sehen die bronze-farbenen Platten der Deckenverkleidung aus wie farbiges Styropor, aber der Gesamteindruck ist durchaus schlüssig.
Nach ein paar Stunden geht es weiter in Richtung Süd-Osten auf den alten Highway 95. Die Landschaft ist typisch für Nevada, um uns herum sind spärlich bewachsene Hügel und an allen Himmelsrichtungen sehen wir verschneite Gebirgsketten. Besonders krass sehen die Berge aus die wir gestern überquert haben. Heute möchte ich dort nicht sein. Mehrmals kommen uns Schneeräumfahrzeuge entgegen. Ob man heute dort oben vielleicht Schneeketten braucht?
Dann ist auf der rechten Seite ein herrlich vergessenes Autokino. Ich halte an und mache ein paar Fotos. Plötzlich reißet die schwere Wolkendecke auf und für einige wenige Augenblicke scheint mir die Sonne ins Gesicht. Ich bin wie elektrisiert und schieße eine Bild nach dem Anderen. Dieser Ort hat für mich etwas magisches.
Auf dem Rück weg halten wir an einem kleinen Generalstore und kaufen uns noch etwa für den Abend. Einige Meter weiter spiegelt sich dann der schwere blaue Gewitterhimmel in diesem wunderbaren See. Ich springe noch einmal aus dem Auto, auch wenn Sandra inzwischen genervt ist und innerlich nur noch mit dem Kopf schüttelt. Die Bilder sehen auf dem Kameradisplay schon gut aus, ich bin gespannt was sie später auf dem Mac hermachen.
Es geht weiter in Richtung Walker. Wir müssen wieder die Grenze von Nevada nach Kalifornien überqueren. Die Polizistin mit den langen lockigen blonden Haaren des Vorabends hat auch heute Dienst. Sie erkennt uns wieder uns winkt uns freundlich zu. Wir sind in Kalifornien. Dann sehen wir am Straßenrand ein großes Rudel mausgrauer Rehe. Eigentlich sieht Sandra sie, sie ist irgendwie darauf geeicht Rehe zu entdecken. Ich hätte sie nicht gesehen, es geht auf die Bremse, Seitenfenster hinunter und gaaaanz langsam rückwärts. Die Rehe schauen nur aufmerksam zu uns hinüber, aber so lange wir nicht aussteigen laufen sie auch nicht weg. Sandra macht ein Bild nach dem Anderen, ich sitze auf der falschen Seite und habe auch keine Kamera griffbereit, schade.
Mit hereinbrechender Dunkelheit treffen wir beim Andruss Motel in Walker ein. Dieses Motel ist wirklich eine kleine Perle und ich verstehe gut, warum die Menschen die dieses Motel im Internet bewertet haben alle 5 Sterne gegeben haben. Es ist einfach schön hier. Die Zimmer sind sauber und gemütlich, es gibt ein praktisch lautlose Gasheizung, einen nicht ratternden Kühlschrank, eine Mikrowelle, Fernsehen mit 500 Kanälen und zwei schöne große Betten. Herz was willst Du mehr?
Morgen wollen wir die rund 100 Kilometer in Richtung Süden zum Monolake. Dort werde ich mal schauen ob wir nicht ein ähnlich nettes Motel finden. Da werden wir dann wohl zwei Tage bleiben. Der Monolake hat viele Facetten und ein Tag ist für die wirklich schönen Fotos sicher viel zu wenig.
Heute ist Montag, Sandra muss am Sonntag in Las Vegas ihre Rückreise antreten, wir haben also noch ein paar Tage.
Aus dem Bauch heraus würde ich sagen wir machen es vielleicht so:
– Dienstag & Mittwoch: Monolake
– Donnerstag & Freitag: Death Valley – Reloaded
– Samstag & Sonntag: Las Vegas 2011
Klingt das nach einem Plan? Na, ich denke schon :-)
Leider klappt es hier im Motel mit dem Internetzugang via Satellit nicht so recht. Bis heute morgen ging es noch, dann ist es irgendwie ausgefallen. Daher kann ich nur „offline“ bloggen und muss diesen kleinen Artikel noch ein wenig aufheben. Ich bin gespannt wann wir wieder einen Zugang zum Internet finden…
Update um 22h30
Nun scheint es wieder zu klappen mit dem Internet…
Etwas schwermütig verlassen wir Mariposa. Gern würde ich mehr Zeit in Yosemite verbringen. Aber heute ist das Wetter wirklich trüb und es ist so schnell auch keine Besserung in Sicht. Abends habe ich noch überlegt ob ich früh morgens zum Sonnenaufgang am Tunnel View in Yosemite sein will. Jetzt bin ich froh, dass ich in Ruhe ausgeschlafen habe und mir die etwa 160 Kilometer gespart habe.
Es geht nach Norden. Da die drei nächsten Pässe alle geschlossen sind müssen wir einen riesigen Umweg fahren. Aber die Strecke entschädigt uns dafür. Es ist landschaftlich wirklich reizvoll und die Kurven lassen uns fast schwindelig werden. Hier mal mit dem Moped entlang düsen, was für ein Traum! Auf einer Anhöhe bietet sich ein grandioser Ausblick auf einen Stausee. Während ich meine Fotos mache kommen zwei Ducatis den Berg hinauf. Was für ein Sound, ich bin neidisch! Noch vier Wochen, dann kann ich auch mal wieder mit dem Moped fahren.
Ein Paradies für Motorradfahrer! Es geht weiter, beim nächsten Stausee muss ich wieder anhalten, zu schön ist die Gegend. Das saftige Grün sieht aus wie das Land der Teletubbies.
Ein Amerikaner erzählt mir, dass der Highway 88 geöffnet ist. Er ist selbst dort her gekommen. Er ist voll des Lobes ob der landschaftlichen Reize dieser Strecke. Es geht weiter. Wir fahren auf dem HWY 49, bis wir schließlich auf den HWY 88 nach rechts abbiegen können. Jetzt geht es nach Osten. Die Straße windet sich langsam aber sicher hinauf ins Gebirge. Der Schnee wird immer höher, irgendwann ist es fast beängstigend. Links und rechts der Straße türmt sich der Schnee viele Meter hoch. Auf einer großen Tafel steht zu lesen „Carry Chains“ – was meinen die damit? Brauchen wir Schneeketten oder sollten wir nur welche dabei haben?
Unseren Dodge haben wir bei 25°C in Las Vegas abgeholt, er hat Sommerreifen! Als wir in Mariposa losgefahren sind, hatten wir etwa 17°C. Zwischendurch ist dann das Thermometer bis auf 20°C geklettert, nun sind es 0°C. Der Wind ist eisig und der Wind wirbelt Schneeflocken durch die Luft. Fast unwirklich die Szenerie. Ich schaue immer mal auf die Tankanzeige, es ist noch Sprit für etwa 200 Kilometer im Tank, das beruhigt! Wirklich viel Infrastruktur gibt es hier oben nicht. Ab und zu passieren wir ein paar Häuschen, mal ein kleines Restaurant. Hier eine Autopanne zu haben wäre nicht witzig.
Aber es geht alles gut. Während des „Abstieges“ in Richtung Nevada bin ich wirklich froh, dass alles gut gegangen ist. Ich wußte ja, dass wir einen krassen Gebirgszug werden kreuzen müssen, aber dass es auf 2.5000 Meter hinauf geht, das war mir nicht klar.
Später stehen wir dann doch vor einer gesperrten Straße. Die letzten 30 Kilometer hinüber zum HWY395 sind gesperrt, der Schnee liegt zu hoch. Also zurück und nochmals etwa 50 Kilometer Umweg in Kauf nehmen.
Kurze Zeit später dann eine Wolkenhimmel wie ich ihn in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen habe. Wie elektrisiert springe ich aus dem Auto und mache mal ein Foto. Krass sieht das aus!
Am Vorabend habe ich im Internet das Andruss Motel in Waker gefunden. http://www.andrussmotel.com Unser Ziel ist also Walker. Kurz bevor wir dort eintreffen, passieren wir den Topaz Lake. Schön sieht er im Licht der untergehenden Sonne aus. Also schnell anhalten und wieder ein paar Fotos knipsen.
Das Andruss Motel ist nicht weit und wir bekommen Zimmer 9, es kostest 49,99$ plus 5,88$ Steuern. Ich buche gleich zwei Tage. Die Besitzerin ist wirklich supernett. Sie stammt aus Mariposa und will gleich unsere Geschichte wissen. Ich erzähle was wir schon gemacht haben und wohin es noch gehen soll, aber sie hat schlechte Nachrichten für uns. Bodie liegt fast 3.000 Meter (8375 Fuss) hoch und ist daher wegen des vielen Schnees noch geschlossen. Sie schaut extra via Internet nach – aber es stimmt – Bodie ist geschlossen. Ich bin frustriert! Aber ich bekomme einen ganzen Stapel Bücher und Kartenmaterial zu Geisterstädten in die Hand gedrückt. Zwar ist Bodie die schönste aller Geisterstädte, aber es gibt wohl noch ein paar andere die sehenswert und trotz des vielen Schnees erreichbar sind.
Gleich nebenan im „Mountain View Barbeque“ gibt es einen leckeren Texas Burger, dazu homemade Fries und Corona. Was für ein Abschluss für diesen langen Tag.
Im Motel gibt es ein kostenloses offenes WLAN. Warum ist das bei 49,99$ so einfach und bei 340$ in Furnace Creek so schwierig? Ok, das muss man nicht verstehen…
Später finde ich dann dieses hier:
Winter Visits Bodie is open all year. However, because of the high elevation, it is accessible only by skis, snowshoes or snowmobiles during winter months. Snowmobiles must stay on designated roads in the Bodie Hills. Winter weather is often unpredictable. Sub-zero temperatures, strong winds and white-out conditions are common. Many four wheel drive vehicles with chains get stuck each year in powdery snow. In Spring, mud can be a problem. Local towing services, when available, can be costly.
Wir sollten uns also definitiv etwas anders suchen, schade!
Update am 14.03.2011
Nach langem Warten ist nun endlich auch mein Video zu diesem Tag bei YouTube publiziert. Die Internet-Anbindung via Satellit ist hier wirklich nicht so toll.
Als ich die Augen aufschlage zeigt der Wecker 6h58. Dieses Motel ist gar nicht so verkehrt. Zumindest ich höre hier ausser dem Rattern des Ventilators im Badezimmer so gut wie nichts. Und den Ventilator kann man ja ausschalten. Eine Weile später als ich langsam richtig wach werde schaut mich Sandra vom Nachbarbett aus an, sie ist noch total verschlafen und drückt ihr Gesicht gleich wieder in die Kissen. Gut so, sie muss auch eine echtes Schlafdefizit aufarbeiten.
Um 9h haben wir dann alles zusammen gepackt. Es geht wieder die Straße hinauf zum Frühstück. Der Laden ist heute noch voller als gestern. Wir haben Sonntag, das könnte die Ursache sein, vielleicht liegt es aber auch daran, dass es hier einfach ein richtig gutes Frühstück gibt :-) Ich habe großen Appetit auf Blaubeer-Pfannkuchen. Eigentlich gibt es sie nicht, aber ich frage die Kellnerin trotzdem mal. Sie schaut hilfesuchend zum Koch hinüber und sagt „Ok, let me see what I can do vor you.“ 30 Minuten später bekomme ich drei supergute Blueberry-Pancakes und dazu ein große Portion Rührei. Alle Ernährungsberater dieser Welt würden im Angesichts dieser Mahlzeit die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, aber es schmeckt mir richtig gut. Und wie sagt es meine Mutter seit über 50 Jahren – Egal, fasten tun wir ab morgen!
Zurück im Motel werden noch schnell die Zähne geputzt und dann geht es wieder los. Mal sehen was und heute in diesem coolen Land so alles erwartet. Ich werde berichten :-)
Hier habe ich noch ein witziges Foto, das gestern oben am Badger Pass entstanden ist.
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