Alles über die Nikon-Fotografie

Nikon D7000 – Wandern mit dem Wanderboss

Tag 6 – Wandern mit dem Wanderboss

Als Sandra das Licht anknipst ist es 7h. Ich frage sie ob sie gut geschlafen hat. Es gibt erst einmal einen Anschiss, weil ich zwar den Wecker in meinem Telefon korrekt auf 7h gestellt habe, das Telefon aber noch in der falschen Zeitzone unterwegs ist. Daher hat es morgens um 6h im Wohnzimmer vor sich hin geweckt. Wie fast immer schlief ich so tief und fest, dass ich von der Show nichts mitbekommen habe. Ok, schnell anziehen und den Fotorucksack zusammen stellen. Von meinen letzten Erfahrungen mit dem Wanderboss weiß ich, dass dieses Wanderungen manchmal ziemlich ausarten können. Daher ist für heute ein ganz kleines Fotogepäck angesagt. Aus dem Rucksack fliegt einfach alles raus. Nur die D7000 mit 16-85mm, Batteriegriff und Polfilter dürfen darin bleiben. Zusätzlich gibt es drei kleine Flaschen Wasser, einen Apfel und zwei belegte Brötchen. Ein Taschenmesser ist auch dabei, man kann nie wissen was passiert. Und nach meiner Erfahrung als ich mich vor ein paar Monate in Utah im Blue Canyon versehentlich mitten in der Wildnis ausgesperrt habe, liebe ich dieses Schweizer Messer über alles. Vielleicht hat es mir damals in der Kälte neben meinem SUV den „Arsch gerettet“. Wie dem auch sei, ich habe es gern bei mir :-)

Kurz bevor es losgeht telefonieren wir noch kurz mit Karin und Wolfgang. Wir planen um, ich setze Sandra mit dem neuen Opel bei Karin und Wolfgang ab. Sie fahren mit den Opel zu Manolos Reiterhof und Wolfgang und ich mit seinem bunten Peugeot zum Treffen mit den anderen Wanderern.

Als wir am Treffpunkt ankommen ist dort niemand außer uns. Nach und nach trudelt sie alle ein. Die Wiedersehensfreude ist groß und es dauert eine Weile bis klar ist wer in welchem Auto mitfährt und wem heute nicht nach einer Wanderung zumute ist.

Dann geht es los! „Teppich Werner“ hat den Wanderboss auf dem Beifahrersitz. Werner quält seinen großen Lieferwagen die Berge hinauf, dass es nur so kracht. Wir sind Auto Nummer zwei. Der Diesel in Wolfgangs Bipper heult und dröhnt, die Automatik weiß gar nicht wohin sie schalten soll und bleibt gleich im ersten Gang. Am Horizont wird „Teppich Werner“ langsam kleiner. An einigen markanten Stellen hält er an, ein kurzer Blick nach hinten und weiter geht die Raserei durch die steilen engen Straßen. Zwischendurch schaue ich mal in den Rückspiegel, es ist niemand mehr hinter uns. Teppich Werner hat seine Wanderfreunde erfolgreich abgehängt. Mir kommt es vor wie „Pimmelfechten unter Rentnern“.

Nach einer Weile erreichen wir einen wirklich voll schönen einsamen Platz zwischen zwei Weinbergen. Aber von den fünf Autos sind nur noch zwei Autos übrig. Etwas später kommt ein drittes Auto dazu. Wir warten, aber wir bleiben zu dritt. Die Telefone haben hier oben keinen Empfang, Wolfgangs neues GPS zeigt etwa 500 Höhenmeter. Auto Nummer 3 macht also kehrt um die anderen Wanderer zu suchen. Nach einer Viertelstunde kommen sie jedoch allein zurück. Also alle wieder rein in die Autos und wieder runter ins Tal, nach einer kurzen Ehrenrunde geht es wieder bergauf, diesmal zu einem anderen Platz der auch wirklich schön ist. Wir parken die drei Autos neben einem kleinen Brunnen. Dort steht ein Canario mit seinem Auto und füllt viele viele Wasserkanister ab. Der ganze Kofferraum ist voller Trinkwasser.

Auch hier kein Empfang, Auto Nummer 3 fährt erneut den Berg hinab, wir sind jetzt etwa 700 Meter hoch. Nach einer ganzen Weile kommen sie zurück. Es gab ein kurzes Telefonat mit den „Anderen“. Die Verbindung war denkbar schlecht und niemand konnte erklären wo wir jetzt sind. Die „Anderen“ haben sich darauf hin entschlossen einen kleinen Spaziergang zu machen und danach ein wenig Shoppen zu gehen. Später werde ich mir wünschen bei Ihnen gewesen zu sein…

Es geht los, alle zücken ihre Wanderstäbe, das Team setzt sich in Bewegung. Teppich Werner und einer der anderen Wanderer übernehmen die Führung. Sie legen ein ordentliches Tempo vor. Keiner von ihnen hat überflüssiges Gepäck dabei und sie wandern ein- bis zweimal die Woche. Immer wenn ich kurz stehen bleibe um ein Foto zu machen verliere ich den Anschluss. Letztlich latsche ich einsam und allein hinterher. Kojak würde sagen „Entzückend“. Am Vorabend habe ich vergessen den Akku der D7000 aufzuladen, die Kamera zeigt als „Restkapazität“ nur noch „einen Balken“. Nach den ersten Bildern wird das Batteriesymbol im Sucher sogar rot dargestellt. Mir kommen Zweifel ob es sinnvoll war die D7000 überhaupt mitzunehmen. Daheim auf unserer Finca liegt die kleine leichte Nikon AW-100 in einer Schublade und wartet auf das erste Foto! Die kleinen Nikon P7100 habe ich daheim gelassen. Auch ohne diese Kamera habe ich vier verschiedene Ladegeräte im Gepäck. Wie schön wäre es, wenn es ein universelles Ladegerät für alle Akkus dieser Welt geben würde…

Der Weg ist steil aber schattig. Es geht durch schöne Wälder, von einer Finca zur nächsten. Immer wieder frage ich mich wie man hier oben in der Wildnis eine Straße betonieren und kleine einfache Häuser bauen konnte. Aber irgendwie ging es wohl. Mitten in einer Finca geht es dann steil bergauf. Der Boden ist rutschig und das Laub liegt hoch. Die Gruppe ist weit weg als ich höre wie sie mir zurufen ich solle unten bleiben. Es war alles nur ein großer Spaß, eine Sackgasse. Und so wird es weiter gehen. Statt einer gut geplanten Wanderung geht es steil bergauf, querfeldein, zurück zur „Straße“ und wieder weiter. Unser Ziel erreichen wir letztlich nicht, es liegt auf der anderen Seite einer tiefen Schlucht. Aber dafür bin ich nass geschwitzt, mehr als 540 Höhenmeter zehren an meinen Kräften. Gut, dass ich ein trockenes zweites Hemd dabei habe!

Nach einer kleinen Pause machen wir uns an den Abstieg. Meine beiden Brötchen habe ich aufgegessen, der Apfel ist weg und eine Flasche Wasser ist leer. Hätte ich darauf vertraut, dass wir zu einem netten kleinen Lokal aufsteigen, ich wäre nun ziemlich verloren. Das Batteriesymbol der D7000 leuchtet noch immer rot, aber sie macht ein Bild nach dem anderen. Zur Sicherheit ist ja auch noch ein zweiter Akku innerhalb der Kamera dabei. Meine D7000 ist so eingestellt, dass sie zuerst den Akku des Batteriegriffs „entleert“  und erst dann auf die interne Batterie zugreift. Ich habe also keine echte Sorge, dass mir der Strom ausgehen wird. Ein wenig dumm ist es, dass der Ladezustand der internen Batterie nur angezeigt wird, wenn der Batteriegriff nicht montiert ist. Will man sehen wie viel Strom die „Reserve-Batterie“ noch hat, muss man die Kamera abschalten, den Batteriegriff abschrauben und sie dann wieder einschalten. Alternativ könnte man wahrscheinlich über eine Menü-Funktion die Reihenfolge für die Nutzung der Batterien umkehren.

Wie dem auch sei, der Abstieg ist ebenso steil wie der Aufstieg. Immer wieder rutsche ich auf den losen Steinen aus und kann mich nur halten weil ich meine Wanderstöcke dabei habe. Diese Dinger sehen zwar ein wenig blöd aus, aber sie sind heute wirklich Gold wert!

Teppich Werner und seine Kumpels scheinen gar nicht müde zu werden. Immer wenn ich mal ein Foto mache verschwinden sie weiter unten im Wald. Eine großartige Wanderung ist das und dann beginnt auch noch das rechte Knie seine Funktion einzustellen. Jeder Schritt tut weh. Die Jahre am Schreibtisch machen sich bemerkbar. Langsam humple ich der Gruppe hinterher bis wir schließlich die Autos erreichen. Endlich geschafft! Eines der „Anführer“ meint am Auto dann noch „Also mir geht es jetzt so gut, ich könnte den ganzen Weg jetzt locker noch einmal laufen!“. Na prima, das klingt nach einem richtig guten „Gruppenverständnis“ :-(

Ein paar Minuten später sitzen wir in einem echt urigen Restaurant mitten in einem Weinberg. Es ist fast wie ein Tunnel aus rostigen Eisenstäben der rundherum mit Weinreben bewachsen ist. Es gibt Garbanzas, hausgemachte Pommes Frites und Kaninchen vom Grill. Das entschädigt für die Strapazen. „Teppich Werner“ gibt die Bestellung in fließendem Spanisch auf. Ich verstehe nur einige wenige Bruchstücke. Er bestellt ein Steak (Solomio) und Kichererbeseneintop (Garbanzas). Irgendwas mit Salat und Pommes Frites (Papas fritas) ist auch noch dabei.

Wolfgang bestellt „Cornejo“ – ich glaube das ist Kaninchen. Als der Kellner mich anschaut sage ich nur „Si Cornejo“. Dann plötzlich eskaliert die Bestellung am anderen Ende des Tisches. Dort platzt es aus seinem der anderen Wanderer heraus „Ich will aber auch Garbanzas!!!“ Richtig laut wird er und der Keller schaut verwirrt in die Runde. „Teppich Werner“: „Aber ich habe doch drei Portionen Garbanzas für alle bestellt!“ „Ja aber ich will sie als Hauptgericht und dazu einen Salat!“ „Die Dame neben mir will auch Garbanzas aber vegetarisch!“ Manchmal ist es mit der Deutschen Einheit nicht so einfach…

Schließlich scheint der Kellner alles verstanden zu haben und es kehrt wieder Ruhe ein. Kurze Zeit später gibt es einige kleine grüne Bierfläschchen mit dem Aufdruck „Carlsberg“ – Bier aus Dänemark – hier oben auf einem kanarischen Weinberg – auch nicht schlecht :-)

Die Garbanzas kommen kurz danach, sie schmecken gut, aber Sandra macht sie besser! Auf unser Kaninchen müssen wir eine Weile warten. Ich nutze die Zeit und hole schnell meine D7000 aus dem Auto. In diesem urigen Restaurant will ich doch kurz einige Eindrücke festhalten!

Auf dem Weg nach draußen komme ich an der „Küche“ vorbei. Es ist ein wirklich großer gemauerter offener Kamin. Unten drin liegen richtig große Holzklötze. Oberhalb der lodernden Flammen liegen mehrere zerteilte Kaninchen und garen still vor sich hin. Gegenüber ist eine Kühltheke wie in einer Metzgerei. Sie ist übervoll mit Kaninchen, Steaks, Rippechen, kurzum – mit allem was eine Vegetarier verabscheut. Ich muss sagen, wirklich einladend sieht das für mich auch nicht aus. Ich muss schnell wegschauen, sonst wird mir ganz anders. Manchmal kann ich verstehen warum so viele Menschen kein Fleisch essen.

Als dann unsere Kaninchen kommen sind sogar noch die Köpfe dabei. Ich bin froh, dass Wolfgangs Hund „Schröder“ Kaninchen mag! Er freut sich und zerknackt mit seinem kräftigen Gebiss den Kaninchenschädel. Hm, da mag ich gar nicht hinschauen und auch nicht länger drüber nachdenken. Ich nehme mir ein Stückchen Kaninchen. Es schmeckt gut, aber es ist ein unendliches „Gefummel“. Letztlich habe ich einen großen Haufen Kaninchenknochen auf dem Teller und halte mich an die wirklich grandiosen Pommes Frites. „Schröder“ freut sich über die Kaninchenknochen. Er nagt auch nicht lange daran herum. Es macht „Happs“ und schon sind ganze Schenkel verschwunden. Es kommt eine kleine Katze dazu, sie steht auch auf Kaninchen.

Als wir fertig sind, ist von den drei Kaninchen praktisch nichts mehr übrig. Wir machen ein paar Scherze wie das wohl auf den Kellner wirken muss. „Diese Deutschen, die essen alles auf, sogar die Knochen der Kaninchen…“ :-)

Der Abschied ist kurz und ich habe das Gefühl, dass alle nur noch auf die Couch wollen. Wolfgang, Schröder und ich fahren über abenteuerlich enge steile Straßen hinab zur Autobahn und sind kurz drauf bei unseren „Mädchen“.

Sandra und Karin hatten einen coolen Ausritt. Sandra hat sich einen jungen unerfahrenen spanischen Hengst gesattelt und hatte ihren Spaß damit. Das Tier war nervös, bissig, ist gestiegen und hat versucht Karin und ihr Pferd „Boomer“ zu treten. Prima, so stellt man sich einen entspannten Ausritt vor. Aber Sandra ist trotzdem vom Temperament dieses jungen Hengstes begeistert. Sie kann gut reiten und sagt immer, dass kein Pferd sie abwerfen kann. Dieser Nachmittag war also ganz nach ihrem Geschmack. Wenigstens hat es also unseren Mädels gefallen. Wolfgang scheint wenig erbaut zu sein, eine so anstrengende ergebnislose Wanderung hatte er sich auch nicht vorgestellt. Und kaum sind wir da müssen die beiden auch schon wieder los. Karin und ihr Chor haben einen Auftritt!

Wir verabschieden uns und kommen mit Anbruch der Nacht auf unserer Finca an. Ich kann nur noch kurz baden und falle kurz drauf in einen langen traumlosen Schlaf. Irgendwann bekomme ich noch mit wie Sandra mich mit der warmen Wolldecke zudeckt. Sie war noch Paella essen. Ich bin nach meinem Kaninchen nicht mehr hungrig. Was für ein Tag!

Tag 7 – Faulenzen oder wandern am Teno?

Als ich am nächsten Morgen aufwache liegt Sandra still nehmen mir und starrt die Decke an. Sie ist seit 1h wach und hat mir stundenlang beim Schnarchen zugehört. Mir geht es gut, nur mein Knie tut weh. Sandra macht keinen glücklichen Eindruck, aber beim Frühstück sieht die Welt dann schon wieder ganz anders aus.

Heute ist die Finca auch ziemlich voll. Es werden im Laufe des Tages noch Gäste anreisen und dann ist es hier oben ausgebucht! Bei Sekt und Kaffee werden fragt uns Chefin Sylvia ob sie uns für das Abendmenü einplanen soll. Aber wir wollen heute mal wieder auswärts essen. Das ist hier meist wirklich gut und oft auch recht preiswert.

Ein echtes Tagesziel haben wir nicht. Ich überlege ob wir vielleicht mal nach Teno Alto fahren. Teneriffa besteht aus einem Zusammenschluss dreier unterschiedlich alter Vulkane: Anaga, Teno und Teide. Der Teide ist der jüngste Vulkan. Dort ist die Landschaft schroff und steinig. Der Anaga ist deutlich älter und man kann inzwischen keinen echten Krater mehr ausmachen. Es ist im Norden der Insel eine meist grüne Bergwelt mit atemberaubenden Straßen und unwirklichen Urwäldern. Diese „Nebelwälder“ möchte ich ja noch fotografieren. Aber es ist schwierig, bei schönem Wetter ist dort kein Nebel und wenn dort Nebel ist muss man die Stellen kennen an denen man auch schöne Fotos machen kann.

Im Westen der Insel ist das Teno-Gebirge. Dort liegt das kleine niedliche Örtchen Masca und dort sind die grandiosen „Los Gigantes“. Heute werden wir mal schauen ob wir uns vielleicht diesen Teil der Insel einmal etwas näher anschauen.

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