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Virginia City

Am Morgen gibt es ein Frühstück im Diner auf der anderen Straßenseite. Wir sind die einzigen Gäste! Der Wirt und seine Frau kümmern sich rührend um uns. Sie wollen wissen woher wir kommen, warum wir hier sind, einfach alles. Während sie das Frühstück zubereitet quatsche ich die ganze Zeit mit ihrem Mann an der Bar.

Beide sind sich einig, wenn Bodie wegen des Schnees nicht erreichbar ist, dann sollten wir nach Virginia City fahren. Das Frühstück kostet etwa 18 Dollar und es gibt im Anschluss noch eine paar schöne Kunstdrucke von Bodie zu sehen. Alle fix und fertig im Passepartout. Die Preise liegen bei 80$ für ein Format von etwa 40x60cm. Zu Abschied bekommen wir noch den Tipp mit auf den Weg, doch eine kleine Rundreise zu machen und auf dem Rückweg die SR95 zu fahren.

Wir packen kurz unsere Sachen zusammen und los geht es. In Carson City Valley halten wir bei einer Bank an. Unser Bargeld ist fast aufgebraucht. Ich haben in den ersten beiden Wochen schon fast 1300$ ausgegeben. Wirklich gekauft habe ich nichts, alle Tankfüllungen und alle Übernachtungen habe ich mir der Kreditkarte bezahlt. Aber Frühstück, Abendessen, Eintritt hier und da, es kommt doch mehr zusammen als man denkt! Ich kann meine Kreditkarte mit 500$ belasten, kein Problem. Sandra tauscht ihre Travellerschecks gegen Bargeld ein. Ganz witzig sind die Reaktionen der Angestellten auf unsere deutschen Personalausweise. „This is a valid german passport!“ Sie schaut ein wenig ungläubig aber dann akzeptiert sie ihn.

Es geht weiter in Richtung Carson City. Wir biegen wir nach Nord-Osten ab und fahren hinauf in die Berge. Es geht hoch bis auf etwa 1500 Meter, dann sind wir in Virginia City. Einst ein blühende Metropole zur Zeit des großen Goldrausches, heute ein wenig so wie Phantasialand in Köln Brühl. In den vielen leicht alten Holzhäusern sind Casinos, Geschäfte, Restaurants, diese Stadt lebt und trotz dem Verfall. Positiv mag sein, dass sie einfacher zu erreichen ist und näher an der nächsten größeren Stadt gelegen ist. Wen man bedenkt, dass Bodie im März noch nicht erreichbar ist, was würde man dort von November bis Mai machen? Das Bodie eine Geisterstadt werden würde, war meiner Meinung nach bereits bei der Gründung vorprogrammiert. Auf dem Weg nach Virginia finden wir dann dieses Schmuckstück :-)

Hier sieht man sehr schön, dass es kräftig bergauf geht und Virginia City schon recht hoch im Gebirge gelegen ist.

Am Ortseingang scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wunderbar die Erdtöne, alles leuchtet in goldenem Gelb. Hier kann man sich sehr bildhaft vorstellen, dass es hier mal Gold gegeben haben muss.

In Virginia besuchen wir ein kleines Museum. Es gibt viele Fotos der Minenarbeiter und man bekommt einen guten Einblick in das harte Leben der Menschen hier vor über 150 Jahren. Morgens beim Frühstück haben wir erfahren, dass in Bodie viele Kinder während der langen harten Winter erfroren sind und dass der Friedhof oben in den Bergen ein ganz besonderer Ort sei. In Virginia verschlägt es uns in ein altes Hotel. Der Hauch der Geschichte ist dort noch spürbar. Wenngleich ich denke, dass es damals keine Teppiche gab. Auch sehen die bronze-farbenen Platten der Deckenverkleidung aus wie farbiges Styropor, aber der Gesamteindruck ist durchaus schlüssig.

Nach ein paar Stunden geht es weiter in Richtung Süd-Osten auf den alten Highway 95. Die Landschaft ist typisch für Nevada, um uns herum sind spärlich bewachsene Hügel und an allen Himmelsrichtungen sehen wir verschneite Gebirgsketten. Besonders krass sehen die Berge aus die wir gestern überquert haben. Heute möchte ich dort nicht sein. Mehrmals kommen uns Schneeräumfahrzeuge entgegen. Ob man heute dort oben vielleicht Schneeketten braucht?

Dann ist auf der rechten Seite ein herrlich vergessenes Autokino. Ich halte an und mache ein paar Fotos. Plötzlich reißet die schwere Wolkendecke auf und für einige wenige Augenblicke scheint mir die Sonne ins Gesicht. Ich bin wie elektrisiert und schieße eine Bild nach dem Anderen. Dieser Ort hat für mich etwas magisches.

Auf dem Rück weg halten wir an einem kleinen Generalstore und kaufen uns noch etwa für den Abend. Einige Meter weiter spiegelt sich dann der schwere blaue Gewitterhimmel in diesem wunderbaren See. Ich springe noch einmal aus dem Auto, auch wenn Sandra inzwischen genervt ist und innerlich nur noch mit dem Kopf schüttelt. Die Bilder sehen auf dem Kameradisplay schon gut aus, ich bin gespannt was sie später auf dem Mac hermachen.

Es geht weiter in Richtung Walker. Wir müssen wieder die Grenze von Nevada nach Kalifornien überqueren. Die Polizistin mit den langen lockigen blonden Haaren des Vorabends hat auch heute Dienst. Sie erkennt uns wieder uns winkt uns freundlich zu. Wir sind in Kalifornien. Dann sehen wir am Straßenrand ein großes Rudel mausgrauer Rehe. Eigentlich sieht Sandra sie, sie ist irgendwie darauf geeicht Rehe zu entdecken. Ich hätte sie nicht gesehen, es geht auf die Bremse, Seitenfenster hinunter und gaaaanz langsam rückwärts. Die Rehe schauen nur aufmerksam zu uns hinüber, aber so lange wir nicht aussteigen laufen sie auch nicht weg. Sandra macht ein Bild nach dem Anderen, ich sitze auf der falschen Seite und habe auch keine Kamera griffbereit, schade.

Mit hereinbrechender Dunkelheit treffen wir beim Andruss Motel in Walker ein. Dieses Motel ist wirklich eine kleine Perle und ich verstehe gut, warum die Menschen die dieses Motel im Internet bewertet haben alle 5 Sterne gegeben haben. Es ist einfach schön hier. Die Zimmer sind sauber und gemütlich, es gibt ein praktisch lautlose Gasheizung, einen nicht ratternden Kühlschrank, eine Mikrowelle, Fernsehen mit 500 Kanälen und zwei schöne große Betten. Herz was willst Du mehr?

Morgen wollen wir die rund 100 Kilometer in Richtung Süden zum Monolake. Dort werde ich mal schauen ob wir nicht ein ähnlich nettes Motel finden. Da werden wir dann wohl zwei Tage bleiben. Der Monolake hat viele Facetten und ein Tag ist für die wirklich schönen Fotos sicher viel zu wenig.

Heute ist Montag, Sandra muss am Sonntag in Las Vegas ihre Rückreise antreten, wir haben also noch ein paar Tage.

Aus dem Bauch heraus würde ich sagen wir machen es vielleicht so:

– Dienstag & Mittwoch: Monolake

– Donnerstag & Freitag: Death Valley – Reloaded

– Samstag & Sonntag: Las Vegas 2011

Klingt das nach einem Plan? Na, ich denke schon :-)

Leider klappt es hier im Motel mit dem Internetzugang via Satellit nicht so recht. Bis heute morgen ging es noch, dann ist es irgendwie ausgefallen. Daher kann ich nur „offline“ bloggen und muss diesen kleinen Artikel noch ein wenig aufheben. Ich bin gespannt wann wir wieder einen Zugang zum Internet finden…

Update um 22h30

Nun scheint es wieder zu klappen mit dem Internet…


Closed due to snow

Etwas schwermütig verlassen wir Mariposa. Gern würde ich mehr Zeit in Yosemite verbringen. Aber heute ist das Wetter wirklich trüb und es ist so schnell auch keine Besserung in Sicht. Abends habe ich noch überlegt ob ich früh morgens zum Sonnenaufgang am Tunnel View in Yosemite sein will. Jetzt bin ich froh, dass ich in Ruhe ausgeschlafen habe und mir die etwa 160 Kilometer gespart habe.

Es geht nach Norden. Da die drei nächsten Pässe alle geschlossen sind müssen wir einen riesigen Umweg fahren. Aber die Strecke entschädigt uns dafür. Es ist landschaftlich wirklich reizvoll und die Kurven lassen uns fast schwindelig werden. Hier mal mit dem Moped entlang düsen, was für ein Traum! Auf einer Anhöhe bietet sich ein grandioser Ausblick auf einen Stausee. Während ich meine Fotos mache kommen zwei Ducatis den Berg hinauf. Was für ein Sound, ich bin neidisch! Noch vier Wochen, dann kann ich auch mal wieder mit dem Moped fahren.

Ein Paradies für Motorradfahrer! Es geht weiter, beim nächsten Stausee muss ich wieder anhalten, zu schön ist die Gegend. Das saftige Grün sieht aus wie das Land der Teletubbies.

Ein Amerikaner erzählt mir, dass der Highway 88 geöffnet ist. Er ist selbst dort her gekommen. Er ist voll des Lobes ob der landschaftlichen Reize dieser Strecke. Es geht weiter. Wir fahren auf dem HWY 49, bis wir schließlich auf den HWY 88 nach rechts abbiegen können. Jetzt geht es nach Osten. Die Straße windet sich langsam aber sicher hinauf ins Gebirge. Der Schnee wird immer höher, irgendwann ist es fast beängstigend. Links und rechts der Straße türmt sich der Schnee viele Meter hoch. Auf einer großen Tafel steht zu lesen „Carry Chains“ – was meinen die damit? Brauchen wir Schneeketten oder sollten wir nur welche dabei haben?

Unseren Dodge haben wir bei 25°C in Las Vegas abgeholt, er hat Sommerreifen! Als wir in Mariposa losgefahren sind, hatten wir etwa 17°C. Zwischendurch ist dann das Thermometer bis auf 20°C geklettert, nun sind es 0°C. Der Wind ist eisig und der Wind wirbelt Schneeflocken durch die Luft. Fast unwirklich die Szenerie. Ich schaue immer mal auf die Tankanzeige, es ist noch Sprit für etwa 200 Kilometer im Tank, das beruhigt! Wirklich viel Infrastruktur gibt es hier oben nicht. Ab und zu passieren wir ein paar Häuschen, mal ein kleines Restaurant. Hier eine Autopanne zu haben wäre nicht witzig.

Aber es geht alles gut. Während des „Abstieges“ in Richtung Nevada bin ich wirklich froh,  dass alles gut gegangen ist. Ich wußte ja, dass wir einen krassen Gebirgszug werden kreuzen müssen, aber dass es auf 2.5000 Meter hinauf geht, das war mir nicht klar.

Später stehen wir dann doch vor einer gesperrten Straße. Die letzten 30 Kilometer hinüber zum HWY395 sind gesperrt, der Schnee liegt zu hoch. Also zurück und nochmals etwa 50 Kilometer Umweg in Kauf nehmen.

Kurze Zeit später dann eine Wolkenhimmel wie ich ihn in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen habe. Wie elektrisiert springe ich aus dem Auto und mache mal ein Foto. Krass sieht das aus!

Am Vorabend habe ich im Internet das Andruss Motel in Waker gefunden. http://www.andrussmotel.com Unser Ziel ist also Walker. Kurz bevor wir dort eintreffen, passieren wir den Topaz Lake. Schön sieht er im Licht der untergehenden Sonne aus. Also schnell anhalten und wieder ein paar Fotos knipsen.

Das Andruss Motel ist nicht weit und wir bekommen Zimmer 9, es kostest 49,99$ plus 5,88$ Steuern. Ich buche gleich zwei Tage. Die Besitzerin ist wirklich supernett. Sie stammt aus Mariposa und will gleich unsere Geschichte wissen. Ich erzähle was wir schon gemacht haben und wohin es noch gehen soll, aber sie hat schlechte Nachrichten für uns. Bodie liegt fast 3.000 Meter (8375 Fuss) hoch und ist daher wegen des vielen Schnees noch geschlossen. Sie schaut extra via Internet nach – aber es stimmt – Bodie ist geschlossen. Ich bin frustriert! Aber ich bekomme einen ganzen Stapel Bücher und Kartenmaterial zu Geisterstädten in die Hand gedrückt. Zwar ist Bodie die schönste aller Geisterstädte, aber es gibt wohl noch ein paar andere die sehenswert und trotz des vielen Schnees erreichbar sind.

Gleich nebenan im „Mountain View Barbeque“ gibt es einen leckeren Texas Burger, dazu homemade Fries und Corona. Was für ein Abschluss für diesen langen Tag.

Im Motel gibt es ein kostenloses offenes WLAN. Warum ist das bei 49,99$ so einfach und bei 340$ in Furnace Creek so schwierig? Ok, das muss man nicht verstehen…

Später finde ich dann dieses hier:

Winter Visits
Bodie is open all year. However, because of the high elevation, it is accessible only by skis, snowshoes or snowmobiles during winter months. Snowmobiles must stay on designated roads in the Bodie Hills. Winter weather is often unpredictable. Sub-zero temperatures, strong winds and white-out conditions are common. Many four wheel drive vehicles with chains get stuck each year in powdery snow. In Spring, mud can be a problem. Local towing services, when available, can be costly.

Wir sollten uns also definitiv etwas anders suchen, schade!

Update am 14.03.2011

Nach langem Warten ist nun endlich auch mein Video zu diesem Tag bei YouTube publiziert. Die Internet-Anbindung via Satellit ist hier wirklich nicht so toll.