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Nikon D700 – Was leistet das AF-D 28-80

Vor einigen Tagen habe ich Euch in diesem Artikel das wirklich billig gemachte aber optisch gar nicht so verkehrte AF-D 28-80G in Verbindung mit der Nikon D700 vorgestellt. Nun möchte ich ein ganz ähnliches Objektiv vorstellen, das allerdings ein wenig älter ist. Daher hat es noch einen Blendenring und kann wirklich gut an der Nikon F4 und ähnlichen Kameras verwendet werden. Die Idee einmal wirklich billige „Plastik-Scherben“ miteinander zu vergleichen kam mir, als ich einen Testbericht von Ken Rockwell zum Thema „Midrange-Zooms“ las. Ganz am Ende dieses Tests schreibt Ken Rockwell, dass er bei langen Wanderungen trotz allem gern das billig gemachte aber optisch gar nicht so schlechte Nikon AF-D 28-80G an seine Nikon D3 montiert. Ein paar Tage später habe ich mir dann dieses Objektiv via amazon.de in gebrauchtem aber durchaus neuwertigen Zustand für ganze 45,- Euro geordert. Kurz drauf habe ich dann das etwas ältere AF-D 28-80 bei ebay zu einem ganz ähnlichen Kurs gekauft.

Gestern ging es dann bei wunderschönem kalten Frühjahrswetter zur Steinbach-Talsperre. Meine Freundin Sandra kannte sie noch nicht und wir hatten Zeit einmal um die Talsperre herum zu wandern. Diese Gelegenheit habe ich für einige Vergleichsbilder mit den beiden billigen Plastiklinsen genutzt. Diese möchte ich Euch hier kurz vorstellen.

Beginnen wir mit zwei Fotos unserer „Kontrahenten“:

Nikon AF-D 28-80G

Nikon AF-D 28-80

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das ältere Objektiv etwas länger ist. Das liegt daran, dass es zwei Linsen mehr hat. Das ist nicht unbedingt ein Vorteil, denn je mehr Linsen das Licht auf dem Weg zum Film oder Chip durchdringen muss, umso höher sind die Verluste durch Brechung und Totalreflektion. Festbrennweiten sind nicht zuletzt aufgrund der deutlich geringeren Anzahl von Linsen lichtstärker und kontrastreicher! Das ist ganz einfache Physik und das kann man überall nachlesen, auch wenn viele Besitzer teurer Zoomobjektive mit 14 und mehr Linsen das nicht werden wahrhaben wollen! Mit „mehr Linsen“ lassen sich Abbildungsfehler wie Verzeichnung usw. korrigieren. Dies geht aber zu Lasten von Auflösung und Kontrast. Nimmt man also einige leichte Abbildungsfehler in Kauf, so kann die optische Konstruktion deutlich einfacher, leichter und preiswerter sein.

Bei meinen ersten Testfotos mit einem ISO 12233 Testchart hatte ich dann auch prompt den Eindruck, dass die Bilder des neueren G-Typs mit weniger Linsen bei höherer Abbildungsqualität etwas kontrastreicher und schärfer sind. Aber der Unterschied ist aber relativ marginal und fast vernachlässigbar. Wie schlagen sich nun diese Linsen in der „wirklichen Welt“? Na schauen wir mal…

Hier habe ich ein Bild das mit dem schwarzen 28-80 und meiner Nikon D700 bei ISO-200, Blende 8 und 80mm Brennweite im RAW-Modus aufgenommen ist. Konvertiert habe ich es mit dem Adobe-RAW-Converter Version 6.6. Klickt man das Bild an, so sieht man es in 1000 Pixel Seitenbreite.

Hier nun ein 100% Ausschnitt aus dem mittleren Bildbereich:

Und jetzt ein 100% Ausschnitt der oberen linken Bildecke:

Da gibt es eigentlich nichts zu meckern, der Kontrast ist gut und die Bilder sind bei Blende 8 bis in die Ecken scharf und detailreich. Alles ist so wie es sein sollte.

Wie steht es um die Vignettierung der Bildecken? Auch hier kann man Entwarnung geben, blendet man die Objektive um 2-3 Blendenstufen ab, so ist ein Vignettierung kaum wahrnehmbar und man kann sie ggfs. mit Nikon Capture oder dem Adobe RAW-Converter sehr einfach entfernen.

Vignettierung Nikon AF-D 28-80

Mit 28mm ist der Weitwinkel-Bereich für viele Alltagssituationen ausreichend groß. Hier nun ein Beispiel aus dem AF-D 28-80G.

Nikon AF-D 28-80 bei 28mm

Hier zum Vergleich ein ziemlich übertriebenes HDR das ich zwischendurch mit dem Nikon AF-D 2.8/20mm aufgenommen habe.

HDR mit Nikon AF-D 2.8 20mm

Beide Objektive sind wirklich billig, klein und leicht. Wenn bei einem Experiment einmal etwas schief gehen sollte, so tut das nicht wirklich weh. Beide Objektive wurden etwa 250.000 mal produziert, es ist nicht schwer via eBay & Co. einen billigen Ersatz zu finden. Also ran ans Wasser mit dem Ding :-) Hier ein Foto das bei 28mm und Blende 8 entstanden ist. Die Verzeichnung ließ sich mit dem Adobe-RAW-Converter ganz leicht korrigieren. Ein Vignettierung ist nicht wahrnehmbar und das Bild ist detailreich und scharf. Was will man mehr?

Mit einer Telebrennweite von 80mm lässt sich in der Praxis schon eine relativ ansehnliche Hintergrundunschärfe (Bokeh) erzielen. Im 35mm Kleinbildformat sind bei Portraits 80 bis 100 Millimeter eine gute Wahl. Denn die Verzeichnung von Gesichtern ist hier weniger ausgeprägt als bei 50 oder gar 35mm. Fotografiert man ein Gesicht mit kurzen Brennweiten, so muss man meist nah an sein Modell heran, wodurch die Gefahr von „Knollnasen“ sehr hoch ist. Durch die kurze Brennweite wird das Modell meist nicht schön hervorgehoben, weil der Hintergrund in der Regel viel zu deutlich abgebildet wird. Daher ist die älteste aller Portraitregeln: Lange Brennweite – Abstand halten – offene Blende

Das funktioniert mit dem AF-D 28-80 relativ gut. Spezielle Portraitlinsen wie das AF-S 1.4/85mm sind hier klar im Vorteil, aber sie kosten auch weit über 1.000 Euro! Gemessen am Preis dieser Billiglinse, gefällt mir das Bokeh relativ gut.

Nikon AF-D 28-88mm Bokeh-Test

Gegenlicht ist für die meisten komplexen optischen Konstruktionen eine schwer zu meisternde Disziplin. Umso erstaunlicher ist es, wie außerordentlich gut sich diese beiden Billiglinsen bei extremem Gegenlicht schlagen. Hier zuerst das AF-D 28-80G (Silber).

Gegenlichtest mit Nikon AF-D 28-80G

Nun die gleiche Situation mit dem älteren 28-80mm (Schwarz) bei völlig identischen Werten aus dem Adobe-RAW-Converter. (-> Bilder synchronisieren)

Gegenlichtest mit Nikon AF-D 28-80mm

Zum Abschluss noch zwei „Knipsbilder“ mit dem älteren Objektiv, einmal bei 28 und bei 80mm und bei 38mm:

Abschließend muss ich beiden Objektiven ein großes Lob aussprechen. Sie sind den meisten alltäglichen Situationen gut gewachsen. Kann man sie um 2-3 Stufen abblenden, so sind die Ergebnisse exzellent, besonders wenn man den Preis der Objektive berücksichtigt. Der Brennweitenbereich ist für die meisten Situationen ok, die Objektive sind klein, leicht und handlich. Selbst wer auf die unübertroffene Abbildungsqualität hochwertiger Festbrennweiten baut, kann darüber nachdenken eine solche Linse einfach mal in die Fototasche zu stecken. Sie wiegen fast nichts und ermöglichen mehr Flexibilität bei der Bildgestaltung. Als Ergänzung sind sie allemal ok.

Bei schlechtem Licht sieht es etwas anders aus, hier können deutlich lichtstärkere Objektive ihre Stärken ausspielen. Auch sind die „Profilinsen“ besser abgedichtet und das Innenleben der Kamera ist bei ihnen besser vor Staub und Feuchtigkeit geschützt. Aber sie kosten eben auch ein Vielfaches. Mein Tipp für den weniger betuchten „Vollformat-Fotoanfänger“ ist daher eine Kombination aus diesen preiswerten Objektiven:

  • AF-D 28-80G
  • AF-D 1.8/50
  • AF-D 2.8/20
  • AF-D 4-5.6/70-300

Wer noch mehr Weitwinkel haben möchte, dem würde ich das preiswerte 14mm Samyang empfehlen. Einen Autofokus hat es nicht, aber der ist bei 14mm auch fast überflüssig. Gibt man etwa 30 Euro mehr aus, bekommt man sogar eine Variante mit einer CPU. Damit kann man das Samyang auch an allen einfacheren Nikon DSLR betreiben.

Optische Qualität muss also nicht immer exorbitant teuer sein – für manchen angehenden Fotografen eine vielleicht nicht unwichtige Erkenntnis :-)

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