Alles über die Nikon-Fotografie

Scenic Roundtrip

Und wieder geht der Wecker um 5h45 – Arizona Time. Heute lasse ich mir mehr Zeit als an den letzten Tagen, denn ich weiß ja jetzt ganz genau wann die Verlosung der Permits für die Wave beginnt. Etwa 10 Minuten bevor es losgeht treffe ich bei der Ranger-Station ein. Ich lerne Allan aus Los Angeles kennen. Er fragt mich wohin ich in den nächsten Tagen möchte und empfiehlt mir, doch zum Monument Valley zu fahren. Am Dienstag oder Mittwoch soll dort ein seltenes Phänomen zu sehen sein. Bedingt durch einen ganz speziellen Stand der Abendsonne wird auf dem mittleren der drei Tafelberge der Schatten des ganz linken Tafelberges zu sehen sein. Für einige wenige Minuten und auch nur, wenn das Wetter es zulässt und nicht wieder krasse Wolken den Himmel verdunkeln. Ich lerne, dass der ganz linke Tafelberg der „Left Mitten“ ist und der mittlere der „Right Mitten“. Und ich lerne auch, dass ein „Mitten“ ein Fausthandschuh ist, aus dem nur der Daumen als einzelner Finger herausschaut. Und weil diese beiden Tafelberge genau so aussehen, heißen sie auch so – linker und rechter Fäustling – nett gell?

Morning Glory!

1500 U/min und 110 Km/h – krasse Sache – es ist kalt, ganze 0°C zeigt das Thermometer – brrrrr…

Heute sind deutlich weniger Teilnehmer da. Es gibt 10 Permits und 32 wirklich angespannte Wanderer. Die Show beginnt, ich bin heute die Nummer 12. Zahl um Zahl wird gezogen, aber die 12 ist nicht dabei Allan hat heute meine 2 von gestern, er wird auch nicht gezogen! Aber die Dame die vorgestern so kurz vor knapp in die Vorstellung hineingestolpert, ist gewinnt heute. Und es stehen 6 – in Worten SECHS – Wanderer auf ihrem Antrag. Schließlich ist wieder genau EIN Permit übrig. Und wieder wird genau erklärt, dass falls eine Gruppe gewinnt sie unter sich ausmachen müssen, wer denn gehen darf. Und wieder bleibt meine 12 in der kleinen Lostrommel liegen. Auf dem Antrag der gewinnt stehen 2 Personen. Ich schöpfe kurz Hoffnung, aber dann entschließt sie sich, IHN gehen zu lassen. Die 10 Permits für morgen sind also wieder vergeben und ich gehe zum dritten Mal leer aus. Nun habe ich keine Lust mehr auf diesen ganzen Krams. Außerdem ist das Wetter schlecht und da macht auch die Wave eh keinen Spaß.

Draußen vor der Station treffe ich dann Allan wieder. Wir quatschen noch einmal über Monument Valley. Dann bringen wir seinen Truck zum Outpost nebenan. Wir packen ein paar Sachen in meinen Tahoe und starten eine kleine Umrundung der Wave. Wir wollen über die House-Rock-Road nach Süden fahren, dann auf den Highway 89 nach Osten. Bei Lee’s Ferry wollen wir mal genauer schauen was es dort gibt und dann bei Denny’s in Page was zum Mittag essen. Keine schlechte Idee, zumal es nur 2°C sind und es leicht zu regnen beginnt.

Eine gute Gelegenheit mal wieder den Tahoe ein wenig aufzuräumen, was sich da schon wieder an Müll hinter den Sitzen angesammelt hat…

Die Straße zum Wave-Trailhead ist wie gestern gut befahrbar. Kurz hinter dem Wave-Pakrplatz kommt uns der ein weißer ganz normal aussehender Geländewagen entgegen. Am Steuer sitzt Jerry, der Ranger der seine Glatze (fast) immer mit einem Käppi  bedeckt. Ich denke er checkt die lage und prüft die Permits in den geparkten Autos. Mich kennt er ja nun schon ganz gut und er winkt und freundlich zu. Hier ohne Permit zur Wave zu wandern ist also nicht wirklich angesagt.

Allan plant für morgen einen Ausflug zu den Coyote Buttes South. Da sein Auto keinen Allradantrieb hat, wird er sich vom Betreiber des Outpost-Areals für 150 Dollar dorthin bringen lassen. Er hat dann viele Stunden Zeit und kann in Ruhe fotografieren und muss sich keine Sorgen darüber machen wie er die Location findet und er wird auch nicht stecken bleiben oder allein einen Reifen wechseln müssen.

Auf halber Strecke machen wir kurz Pause und ich bekomme eine kleine „Einweisung“ in die professionelle Bildgestaltung am Beispiel einiger kleiner Kakteen.

Ich benutze mal die Nikon P7000, sieht steht sehr tief auf einem Stativ und so kann man sehr schön und in aller Ruhe sein Bild komponieren. Hier ist mein Ergebnis:

Eine „Kaktuskomposition“ mit der P7000.

Und noch ein Pedant mit der D300, mit 200mm Tele und offener Blende. Irgendwie gefallen mir die Bilder die mit dem größeren Chip gemacht werden, wegen der schönen Hintergrundunschärfe besser. Ich denke, hier sind die kleinen Chips ein wenig im Nachteil. Soll alles scharf sein, haben sie aber oft die Nase vorn!

Kurz vor Lee’s Ferry machen wir halt und nehmen uns mit den Kameras mal diese vielen witzigen Felsbrocken vor. Allan benutzt seit 2008 eine Nikon D3 und ist hochzufrieden. Er hat sich die damals brandneuen Objektive gekauft, also das 2.8/14-24 und das 2.8/24-80mm. Bereits 2008 ein wirklich teurer Spaß! In der D3 stecken zwei CF-Karten mit je 64 GB Speicherplatz, das reicht für ein paar Tage :-) Allan ist auch ein „RAW-Shooter“ und nutzt für die „digitale Entwicklung“ seiner Bilder die Software „DxO Optics Pro“.

Ein Blick unter einem gewaltigen Felsbrocken hin durch, der links von einem kleineren Brocken abgestützt wird.

Eine Ruine eines Hauses das um einen dieser Felsbrocken herum gebaut ist.

Das Innere dieses kleinen Hauses ist eine wirklich spannende Location. Ich mache einen kleinen Scherz „All we need now is a nude female model!“ Allan grinst. Kurz drauf kommen zwei Typen und fragen was es hier zu sehen gibt. Allan sagt ihnen, dass wir ein „Nacktmodell“ suchen und ob sie nicht Lust haben sich kurz zur Verfügung zu stellen. Die beiden grinsen ganz breit. Später weiß ich auch warum, es ist eine Frau dabei – sie wartet im Auto weil ihr zu kalt ist…

Einige dieser Felsbrocken lagern auf schmalen „Füßen“ und sehen aus wie überdimensionale Pilze.

Hier ein paar „Lebenslinien“ dieser „Füße“.

Dieses Bild erinnert mich an eine ganz ganz alte Dame die Ausschau nach dem Geld hält, das ihr soeben herunter gefallen ist.

Dieser Hund schein wirklich schlechte Laune zu haben!

„The Beasts are waiting!“ – eine kleine Spielerei mit Photoshop – der Hintergrund stammt aus einem Bild das ich gestern bei den Coyote Buttes South gemacht habe.

Auf dem Weg zum Lee’s Ferry Trailhead sehen wir auf der linken Seite ganz weit weg einen Felsen der ausschaut wie ein grasender Büffel – „Hey look over there, a grazing buffalo!!!“ – Also voll auf die Bremse, rechts ran und mit dem Tele durch den aufgeweichten braunen Matsch…

„The Grazing Buffalo“

Bei Lee’s Ferry bekomme ich ein paar interessante Vorträge zum Thema „Erdgeschichte“ und ich finde ein paar wirklich interessante ausschauende Steine.

Gern würde ich ja mal unten am Colorado River entlang wandern, aber es regnet immer stärker, wir fahren also weiter. Beim Waterholes Canyon kurz vor Page machen wir mal Halt, Allan kennt das Areal noch nicht und ist von „The great Wall“ ganz angetan. Witzig ist, dass er als Amerikaner von einem deutschen Greenhorn die Locations gezeigt bekommt. So kann das gehen und mir macht es Spaß.

In Page angekommen steuern wir direkt den Parkplatz von Denny’s an. Allan ordert einen gesunden Salat ich probiere mal den Steak Burrito. Sandra hat ich immer so gelobt, da will ich doch mal wissen was da dran ist. Und ich muss sagen, er ist wirklich gut!

Wir machen einen kleinen Abstecher nach Big Water. Kurz hinter dem Ort sind ein paar Canyons und Allan hat ein paar Ideen für einen guten „Sunrise Shot“. Er ist derzeit nicht „limitiert“ denn er reist allein, ohne seine Frau. So muss er keine Rücksicht nehmen und kann zu den unmöglichsten Zeiten auf Fototour gehen. Wenn es notwendig erscheint schläft er auch mal in seinem Auto. Einen Schlafsack und alles was man so braucht hat er dabei. Welche Frau würde das mitmachen, wegen einiger Fotos? Was ich noch erwähnen sollte, Allan ist 70 Jahre alt!

Als wir an den Canyons angekommen sind finden wir so recht keine optimale Stelle an der man morgen auf einen guten „Schuss“ warten könnte. Außerdem ist es so schlammig, dass der Tahoe ständig nur hin und her driftet. In den Radkästen kört man wie der Schlamm und die Steine gegen das Auto prasseln. Später fällt mir auf, dass ich ja den 4WD auch gar nicht eingeschaltet habe – Ich Dummerchen…

Beim Auto angekommen verabschieden wir uns, vielleicht sehen wir uns ja am Dienstag oder Mittwoch in Monument Valley – mal sehen! Unsere E-Mail-Adressen haben wir ausgetauscht und bei Denny’s haben wir uns via WLAN auf meinen Telefon einige seiner Fotos angeschaut.

Hier ist ein Link zu seinen Bildern: http://photo.net/photos/allanvas

Auf dem Rückweg höre ich dann wieder meine „unmögliche Musik“ und denke darüber nach, wie es die nächsten Tage weitergehen soll. Hier im Regen in Kanab oder Page ist es nicht wirklich doll, vielleicht habe ich ja in Monument Valley bessere Karten? Auch könnte ich von dort aus südlich um den Grand Canyon herum fahren und vielleicht endlich mal an einer seiner „Kanten“ stehen, das wäre doch mal was!

Während ich so vor mich hindöse steht plötzlich ein Reh auf der Straße – direkt vor mir. Wir schauen und tief und die Augen und sind beide in gleichem Maße überrascht. Das ABS im Tahoe funktioniert tadellos und das Reh hilft auch mit, indem es einen Sprung zur Seite tut. Noch einmal gut gegangen…

Mit leicht erhöhtem Puls nehme ich eine ganze Horde mausgrauer Rehe wahr. 50 Meter weiter geht rechts ein kleiner Feldweg ab, da biege ich ein und kann sie alle anschauen. Sie stehen direkt neben der Straße und wollen diese jetzt passieren, gleich die ganze Horde auf einmal. Da kommt dann auch schon das große Wohnmobil das ich kurz vorher überholt habe angerauscht. An diesem Wohnmobil hängt hinten ein erwachsener Geländewagen dran! Reifen quietschen und die Rehe hüpfen aufgeregt durcheinander. Mir stockt vor Schreck der Atem, aber instinktiv reiße ich dann doch die D300 hoch und drücke ein paar Mal auf den Auslöser. Voll durch die Windschutzscheibe, ich weiß ja, das wird eh nichts, aber egal…

Später im Motel habe ich dann doch ein paar Bilder von kleinen Rehen die wie wild auf der Straße herum springen. Man sollte die Warnschilder hier ernst nehmen!

Nach dem der Schreck verdaut ist, warte ich noch eine Weile, aber die Rehe sind alle weg und ich denke sie kommen auch so schnell nicht zurück. Es wird auch langsam dunkel. Ich fahre also weiter. Vor mir braut sich eine Suppe zusammen, das ist echt nicht mehr feierlich. So etwas gibt es echt nur hier im Südwesten! Gern würde ich ja mal kurz anhalten und ein paar Fotos machen, aber zwischen der krassen Suppe und mir stehen immer wieder Strommasten und die sehen doch irgendwie meistens ziemlich doof aus. Auf dem GPS kann ich sehen, dass kurz drauf nach links eine kleine Straße abzweigt. Das ist doch die Gelegenheit unter den Stromleitungen hindurch zu fahren!

Gesagt getan, die Straße entpuppt sich aber dann als massiv aufgeweichter Lehmstreifen, anders kann man es nicht nennen. Dann ist aber auf der rechten Seite ein kleiner Canyon zu sehen, cool! Ich halte an und stehe prompt fast bis zu den Knöcheln in der Matsche. Egal, für ein gutes Foto nimmt man allerhand in Kauf und auch ich bin ja derzeit nicht „limitiert“. Als ich dann am Rand dieses kleinen Canyons stehe kriege ich echt die Krise. Da hat jemand tatsächlich eine alte Badewanne entsorgt. Es liegt noch mehr Schutt herum und eine ganze Menge alter Müllsäcke. Um mich herum sind Spuren von Ketten. Es sieht aus als hätte hier jemand einen Bagger und würde hier einfach all seinen Krams vergraben. Auch das ist Amerika!

Ich versuche die Kamera so aufzustellen, dass man den vielen Müll nicht sieht. Das ist gar nicht so einfach, zudem ist es saukalt und mir läuft jetzt auch noch der Schlamm in die Schuhe hinein. Nach einigen Belichtungsreihen und Objektiv-Wechseln geht es wieder zum Auto, wenn man das noch „gehen“ nennen kann. Es schmatzt und glitscht, das ist echt eklig. Im Auto kriege ich dann die Krise als ich die Fußmatten sehe. Was für eine Sauerei. Aber das trocknet ja alles wieder und dann ist es wieder Sand und Staub den man weg saugen kann – hoffentlich!

Ich fahre diese Straße noch ein wenig weiter, denn dort geht es ein wenig bergauf und dann sehen die Bilder einfach schöner aus – finde ich jedenfalls. Die schmierige braune „Straße“ ist dann vor einem Gatter und einem Schild „Keep Out“ auch gleich schon zu Ende. Ein paar Fotos noch und dann geht es endgültig zurück zum Best Western in Kanab.

Heute ist Samstag der 27. März. Ich habe also noch eine Woche und die sollte ich so gut wie möglich nutzen. Das Zimmer ist bis morgen bezahlt und ich denke ich werde hier nicht erneut verlängern. Die Wäsche ist fast vollständig gewaschen. Ich komme mit ein wenig Glück mit einem Koffer voll sauberer Wäsche zurück nach Deutschland. Wer von Euch hat das je geschafft? :-)

Hier ist der Track des Tages als KML-Datei abgelegt.

Hier die Übersicht.

Der Abstecher nach Lee’s Ferry.

Der Abstecher auf der schlammigen Straße kurz vor Kanab:

Ok, das war es dann mal wieder. Die Internet-Anbindung hier im Motel ist grauenhaft! Mittags geht es noch, aber später am Abend bricht die Verbindung immer wieder zusammen. Man muss unendliche Minuten warten, dann geht es für kurze Zeit wieder weiter. Das Schreiben, das Einbinden der Bilder und das Veröffentlichen haben mich jetzt sagenhafte VIER STUNDEN gekostet. Vielleicht ist das ja mal einen aufmunternden Kommentar wert :-)

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