Alles über die Nikon-Fotografie

No Wave today

Es ist wieder kurz vor 6h als ich wach werde, ganz knapp vor dem Wecker. Die Nacht war wieder ziemlich kalt und ich bin völlig durchgefroren. Man hat hier fast überall die Wahl zwischen „Pest und Cholera“ – also ratternde Heizung oder Eiszapfen an der Nasenspitze. Erst die heiße Dusche hilft wieder aufzutauen. Danach wird schnell alles zusammen gepackt und in Windeseile der Chip der D2x geputzt. Gestern im Antelope Canyon war ich so mutig und habe das Tokina 4/12-24mm gegen das Nikon 2.8/10,5mm getauscht – ZWEIMAL – dabei sind natürlich SOFORT ein paar Staubkörner auf den Chip gekommen! Der Verschluss hat scheinbar nichts abbekommen! Ist auch besser so, sie ist ja erst seit in paar Wochen aus der Reparatur zurück. Den Sturz im Arches National hat sie somit überlebt. Die Arztrechnung beläuft sich allerdings auf mehr knapp 800 Euro! Dafür hat sie jetzt ein komplett neues Unterteil und das hat gestern die ersten Schrammen abbekommen. Ich bin mal gespannt was die Foto-Versicherung erstatten wird. Wenn ich wieder daheim bin muss ich unbedingt endlich die Rechnung einreichen. Ich glaube meine Selbstbeteiligung beträgt 250 Euro, aber das werde ich dann berichten. Ist ein oft vernachlässigtes Thema.

Ok, weiter geht es… Als ich die Türe öffne um das Auto zu beladen ist alles voller Schneematsch, was ist das denn? Später zeigt das Thermometer dann 2°C, es ist dabei wirklich windig. Wegen dieses ganzen Zeitzonen-Durcheinanders bin ich heute wieder wirklich früh dran. Aber der Wahnsinn hat auch Methode, denn ich hatte schon so etwas befürchtet. Und es bestätigt sich auch, denn die Straße zur Ranger Station ist nur sehr langsam zu befahren. Der Schnee liegt teilweise wirklich hoch und die Temperaturen liegen unter 0°C. Als ich bei der Ranger-Bude ankomme geht wieder die Sonne auf, Gleichberechtigung für alle! Ich stehe mit meinem fetten weißen Auto vor der Schranke und genieße die ersten Sonnenstrahlen die das Gesicht erwärmen.

Nach einer Weile gesellen sich weitere Autos dazu. Sie stellen sich alle brav hinten an, ob es Engländer sind? Egal, als der Ranger um 8h15 (Utah Time, Mountain Time) die Schranke öffnet kann ich die paar Meter hoch zur Station fahren. Ich stelle mich auf den Parkplatz ganz links, sie gibt es keinen Schatten durch ein Wohnmobil und ich kann die Sonne weiter genießen.

Nach und nach kommen immer mehr Autos. Die ersten ungeduldigen Analphabeten steigen fröstelnd aus ihren Autos und rütteln prüfend an der Türe. Dass dort „Closed“ zu lesen ist verstehen sie scheinbar nicht. Dann endlich geht es los. Alle stürmen in dieses kleine Häuschen als gäbe es etwas umsonst. Dabei kosten die Permits irgendwas zwischen 5$ bis 10$ – je nachdem was man will. Ich fülle meinen Anmeldebogen aus. Dort soll man auch die Nummer des Autos eintragen, ich bin artig und mache auch das. Als ich meinen Bogen abgebe schreibt die nette Rangerlady eine 5 darauf – auch bin Nummer 5 – Nummer 5 lebt…

Nach weiten 30 Minuten sind wir praktisch startklar. Es wurden 45 Anmeldebögen abgegeben. Vor einigen Tagen lagen sogar 75 Anträge vor! Während einer der beiden Ranger das Prozedere erklärt macht der zweite sich bereit um das Schildchen an die Türe zu kleben. „The Lottery is over“

Da stolpert mit einem großen Rumms eine Dame herein, sie ist völlig aus der Puste. „Am I tooooooo late?“ eigentlich ja, aber sie machen mal eine Ausnahme. Sie muss nur ihren Namen auf einen Zettel schreiben – die heißen hier Application – und schon darf sie an der Verlosung teilnehmen.

Ich bin die Nummer 5 – erinnert mich an Imbissdeutsch – Ich bin die Curry-Wurst er ist das Schaschlik und Bier sind wir beide – egal – es geht los…

Die erste Zahl ist die 8, dann die 12, dann die 6, dann die 11 und dann die 8 – wenn ich mich richtig erinnere. Der Ranger zählt nach jeder Kugel die Anzahl der von verfügbaren Permits ab – insgesamt sind es 10 pro Tag. Bevor die letzte Kugel gezogen wird ist noch genau EIN Permit zu haben. Stehen auf dem Antrag der ausgelost wird mehr als EINE Person, so muss die zugehörige Gruppe entscheiden wer das sein darf! Eine ganz glasklare Anweisung! Dann wird die letzte Kugel ausgelost und es sind ZWEI Deutsche die auf der zugehörigen Anmeldung stehen. Wer von beiden darf gehen? Der Ranger fragt sie ob sie das wirklich wollen? Ich habe für einen kurzen Augenblick die Hoffnung, dass sie diesen Permit zurück geben und noch eine Kugel ausgelost wird, die NUMMER 5 – aber der ältere der beiden Deutschen sagt nur „Komm, ist doch besser als nichts!“

Dann ist es aus, ich habe verloren – nix Bingo, nix Wave – aber ich war ja auch schon zweimal dort!

Ich warte ganz brav bis alle die gewonnen haben ihre Permits haben und erklärt bekommen haben wie sie die Wave finden. Die beiden Deutschen brechen noch eine ziemliche Diskussion vom Zaum ob sie noch doch noch irgendwie einen zweiten Permit bekommen können. Oder den einen für übermorgen aufheben. Der Ranger sagt nur so etwas wie „That’s the rule“, das sind also die Regeln an die wir uns alle halten müssen und sollten. Anders geht es eben leider oder vielleicht auch Gott sei Dank nicht. Zwei Frauen die einen Permit bekommen haben, haben nur einen „normalen“ PKW gemietet. Es gibt viele Fragen und große Verunsicherung ob sie mit diesem Auto zum Trailhead kommen. Letztlich drückt der Ranger ihnen ein Formular in die Hand. Ob es eine Antrag für einen Abschleppwagen ist, ich weiß es nicht…

Als alle fertig sind kaufe ich mir einen Permit für das südliche (unten) Areal, die Coyote Buttes South. Das ist ja auch ganz schön. Ich halbe nur wirkliche Sorge, dass ich mit dem schweren großen Chevrolet Tahoe da nicht hin komme, es gibt weite Strecken mit tiefem Sand. Wenn man der Chevrolet Werbung glauben darf, dann kommt man mit dem Tahoe überall hin! Ich werde es ausprobieren!

Während der Verlosung kommen immer wieder kurze Meldungen aus dem Funkgerät. Einmal kann ich aus dem Gekrächze „I’m on House Rock – it’s very slippery today“ heraushören. Die Anwesenden zucken regelrecht zusammen. Der Ranger dreht den Lautsprecher leiser, zuckt mit den Schultern und sagt nur „It’s melting“. Er meint damit, dass der Schnee des Morgens schmilzt und die „Straßen“ aufweicht. Die Ranger sind allgemein gut organisiert, sie haben Funkgeräte und sie überwachen recht gut wer zur Wave geht und wer nicht. Die Kennzeichen und Marken der Autos sind in der Station hinterlegt, die „Außenposten“ checken die Parkplätze und stimmen sich per Funk mit den Kollegen ab. Hier zu schummeln ist gar nicht so einfach, jedenfalls nicht mit gutem Gewissen! Auch mein Auto kennen sie jetzt sehr gut!

Ich starte den V8 und es geht wieder los, was mache ich heute? Wieder Page? Alstrom Point? Der Weg zum Altstrom Point enthält weite Passagen die wahrscheinlich total voller Schlamm sind, ich denke das klappt erst wenn alles wieder trocken ist. Es geht also zurück nach Kanab, ich habe Hunger!

Während ich mit 65 mph dahin zuckle muss ich an den Prospekt aus dem Motel denken. Da stand etwas mit 107 Dingen die man hier tun könnte. Dazu zählt auch „Ein Fotos des Eagle Gate Arch im Johnson Canyon“ machen. Nur, wo ist dieser Canyon? Hätte ich den Ranger fragen sollen? Während ich grüble rauscht an mir ein Wegweiser vorbei „Johnson Canyon ->“ – hart auf die Bremse, wenden und schon bin ich im Spiel. Die Straße durch den Canyon ist gut asphaltiert und um mich herum liegt überall noch frischer Schnee, das Thermometer zeigt 2°C. Die Sonne scheint immer wieder zwischen den großen schweren Wolken hindurch. Ich fahre ganz langsam weiter und warte auf einen Wegweiser zum „Eagle Gate Arch“. Normalerweise ist hier ja jede zwei Mülltonne als „Historic Site“ ausgeschildert. Aber diesmal finde ich KEINEN Wegweiser. Aber ich finde das kleine Movie-Set an dem vor vielen Jahren Teile der Fernsehserie Gunsmoke gedreht wurden. In Deutschland hieß sie „Rauchende Colts“ und ich habe sie als Kind geliebt!

Davor stehen ein paar Kühe die mich und meinen kleinen Fotoapparat anschauen als wäre ich ein Alien. Dabei tun sie so, als würden sie Werbung für Kaugummi machen. Keine Milka-Kühne, hier gibt es Wrigleys-Kühe!

Die Gebäude sind inzwischen leider ziemlich verfallen. Auch ist alles eingezäunt und Privatbesitz, eine intensivere kleine Fototour zu machen ist also nicht ohne weiteres möglich. Man kann nur mit dem Teleobjektiv von der Straße aus ein paar Fotos machen.

Schließlich erreiche ich das „Ausbauende“ dieser schönen Panoramastraße. Es gehen zwei Dirtroads ab, dir rechte von beiden geht hoch zum Bryce-Canyon. Aber da selbst die doch recht gut ausgebaute Cottonwood Road gesperrt ist, werden auch diese Straßen gesperrt sein! Immerhin liegt der Bryce auch sehr hoch, bei über 3000 Metern.

Ich schau trotzdem mal wie sich diese Straßen mit dem dicken Tahoe befahren lassen. Es geht, aber sie sind „very slippery“, genau so hatte der Ranger es über Funk gesagt. Und das macht keinen Spaß. Ich kehre um und fahre zurück nach Kanab.

Im Motel angekommen kann ich die Türe wieder nicht öffnen! Ich besorge mir an der Rezeption zwei neue Karten und verlängere meinen Aufenthalt bis Sonntag. Danach habe ich dann noch eine ganze Woche. Ich könnte noch einmal in Richtung Monument Valley fahren, oder in Springdale beim Zion Canyon ein paar Tage verbringen? Mal sehen!

Die Tagestemperaturen sind nur leicht angestiegen, es sind um kurz vor 12h nur etwa 5°C in Kanab. Hui, it’s wintertime…

Während ich die paar Fotos sichte die ich mit der kleinen Nikon P7000 gemacht habe werde ich ziemlich müde. Morgens habe ich eine Zyrtec genommen, weil mich wieder irgendeine Allergie plagt. Diese Zyrtec ist aber anders als die anderen! Ich habe sie gestern im Walmart in Page gekauft. Es gab 60 Tabletten für etwa 30$, also viel preiswerter als in Deutschland. Und sie sind in einer kleinen praktischen Plastikflasche. Ich verstehe gut, warum es hier Leute gibt, die gelegentlich ein paar Tabletten zuviel „einwerfen“ es ist ja auch ganz einfach… Mich hat diese Pille jedenfalls total aus den Schuhen, sie sind anders als bei uns in Deutschland! Während ich mit am helllichten Tag für ein paar Stunden ins Bett lege denke ich darüber nach, dass diese Pillen kein schlechtes Schlafmittel für den Rückflug sind! Das Gute dabei, sie haben keine anderen Nebenwirkungen.

So gegen 5h am Abend rüttelt jemand an meiner Tür. Ich denke es ist ein Hotelangestellter der das Licht und die Heizung für mich einschalten will. Gestern war alles eingeschaltet als ich abends „heimkam“. Aber ich habe den „Riegel vorgeschoben“ und so werde ich einfach nur langsam wach. Und das dauert wirklich lange. Bis ich richtig wach bin, muss ich einen langen Artikel für meinen BLOG schreiben…

Hier eine kleine Diashow mit den Bildern des Tages…

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